Zwischendurch wendet sich die Autorin von der Literatur ab und berichtet von Projekten, die medial vermittelte Wirklichkeiten durch Fälschungen in Frage stellen. Man liest es mit verstärktem Interesse: Die Beschreibung von Ereignissen ist eben allemal spannender als die Beschreibung von Verfahrensweisen.
Wie oft im deutschsprachigen Feuilleton wird die Darstellung durch mangelndes technisches Verständnis beeinträchtigt. Ein Satz wie „Alle Daten, die im Netz vorkommen, sind Content“ macht in etwa so viel Sinn wie die Behauptung „Alles, was in Alufolie verpackt ist, ist eine Wurstsemmel“. Ähnliches gilt für die Beschreibung von Pop-up-Fenstern, bei denen wohl nur – wie unterstellt – weitgehend unbedarfte Anwender an Viren denken; wer sich mit Hyperfiction beschäftigt, sollte schon mal was von Scriptsprachen und Events gehört haben.
Diesem Manko steht auf der Habenseite Christine Böhlers (implizit) erweiterter Literaturbegriff gegenüber. Dass sie Bereiche behandelt, denen in der analogen Welt etwa Botschaften in Kleinanzeigenblättern oder Artikel im Lokalteil der Kronenzeitung entsprechen, ist ein Ansatz, der für interessante Diskussionen sorgen könnte.