Was den über 350-Seiten schweren Roman dann aber doch über die vertraute Jammer- und Anklageprosa in epigonenhafter bernhardscher Manier hinaushebt, ist einerseits seine kunstvolle Gestaltung, durch die sich das Buch gleichsam selbst mitreflektiert und -ironisiert, und das ist andererseits die Vielzahl der zusätzlich eingeflochtenen Themen. Neben der boshaften Anklage steht die liebevolle Beschreibung einer Jugend auf dem Land. Werner Burger, die Hauptfigur, ein Schriftsteller, der sich mit journalistischen Auftragsarbeiten und Ghostwriter-Jobs über Wasser hält (immerhin schreibt bereits ein Germanist eine Arbeit über ihn), erinnert sich an seine Abenteuer mit Alex, einem, der es schon immer verstanden hat zu leben. Anders als Burger, der ewige Außenseiter, der sich das Leben schwer macht, sich überall nur Feinde schafft.
Zusätzlich erhalten wir Einblick in drei Beziehungen, alle ein wenig angeknackst, und lesen eine vorangestellte und eine nachgereihte Kurzgeschichte in denen alle Handlungsfäden, alle Figuren und Situationen noch einmal in neuer Konstellation gemischt sind.
„Wie wird Leben zu Kunst, zu Literatur?“ lautet die Frage, die Zier wie ein roter Faden durch sein Buch laufen läßt, an ihr fädelt sich „Halbautobiografisches“ (S. 21f.) auf, dem man seine realen Wurzeln zwar noch anmerkt, dem aber gleichzeitg längst bunte satirsche Blüten gewachsen sind. Der Autor macht spielerisch und mitunter sehr gewitzt deutlich, wie sich Realität in Fiktion verwandelt, und wie umgekehrt, völlig Übersteigertes, die Wirklichkeit manchmal auf den Punkt bringt. So handelt dieser Roman nicht nur vom Leben in der Provinz, sondern auch vom Prozeß des Schreibens: Wie jemand wirklich Erfahrenes und Fiktion zu Geschichten zusammenschweißt. Bei O. P. Zier sind auch die Nahtstellen noch erkennbar.