Waterhouse reist mit seinem neuen Text in Prosperos Land. Es ist ein rätselhaftes, sonnendurchflutetes Land, in dem sich Alltagsbilder laufend verwandeln, neue Bilder auf- und untertauchen. Alles fließt. Adagio, andante, allegro.
Worte gleiten sanft ineinander, erzeugen neue Bedeutungen, streifen die alte Haut ab. Oder verschlingen sich ineinander und überschlagen sich übermütig. Verspielt wie Kinder drehen sie sich im Kreis, verlieben sich in ein Geschwisterkind und ziehen im nächsten Moment schon wieder weiter.
Waterhouse führt seine Leser in ein heiteres Land. Selbst den Toten kann der Tod nichts anhaben. Sie stehen einfach wieder auf und gehen weiter – in ein neues, schöneres Leben?
„Da träumt alterlos
gesund schön groß rubindurchschimmert
durchsichtig Licht schneeig und überall“
Wer in Prosperos Land eintritt, dem wird Vertrautes rätselhaft, nicht bedrohlich, aber rätselhaft. Häuser drehen sich, Kinder rollen und die Wege kreisen wie Zeiger. Es gibt keine Schrecken in diesem Land. Fern erinnert es an die Welt von Oz.
„Wie ein
Kinderaug
schaut Sonne“
Peter Waterhouse gliedert die rhythmische Prosa von Prosperos Land in fünf Kapitel: „Jauntal-Übersetzung“, „Friuli Friuli“, „In diesem Tal“, „Km 0,0 Ravne“ und „dar as-sina ‚a“. Er teilt die Seiten in drei Textblöcke zu je drei Zeilen. Gelegentlich verändern einzelne Zeilen die Symmetrie, bricht eine zweizeilige Strophe die allzu sanfte Harmonie des Textflusses. Prosperos Land kommt fast ohne Satzzeichen, ja fast ohne Sätze aus. Selten trifft man auf ein Komma am Wegesrand, irgendwo auch auf ein Fragezeichen. Die Worte spinnen sich wie von selbst fort. Das Buch lebt von der Magie impressionistischer Bilderwelten. Manchmal taucht überraschend etwas ganz Konkretes auf, eine Ortsbezeichnung etwa. Besser jedoch, man versucht sich nicht zu orientieren. Italien, Indien? Die Szenerien wechseln. Der Boden unter den Füßen ist nicht fest. Besser, man bleibt in Bewegung. Geht ein Stück weiter. Was passiert in Prosperos Land? Nichts, eigentlich. Bilder entstehen und verschwimmen wieder. Mir erging’s wie dem namenlosen Ich aus Prosperos Land:
„Hier
kenne ich niemanden
aber muß lachen“