Wie in vielen anderen Romanen sieht dieses Doppelleben in erster Linie so aus, dass Robert Iris betrügt, immer wieder und seit langem. Aktuell trägt die Geliebte den Namen Kati und er fragt sich beim Sex „Warum war er dabei so glücklich?“. Das alleine wäre aber ein wenig zu trivial. Also lässt Truschner seinen Helden nach der ausgesprochenen Kündigung durch die Straßen der Stadt irren und schickt ihn auf eine Reise zu den Abgründen der Gesellschaft: Robert beobachtet Obdachlose, Straßenkinder und andere Randgestalten. Seine Wege führen in viele Richtungen, enden oft in einer Sackgasse. Begonnenes wird nicht weiterverfolgt, vieles endet, bevor es begonnen hat. Die soziologischen Beschreibungen muten fast naturalistisch an – in diesen Szenen gelingt es Truschner, die Düsternis der sozialen Milieus, die er beobachtet, auf den Leser zu übertragen.
Schließlich gerät Robert auf seinen Streifzügen an eine ominöse Organisation, die unter dem Deckmantel der Sozialarbeit junge Männer zu Söldnern ausbildet und auch Robert für ihre Zwecke missbraucht. Als die Führerfigur Voß erkennt, dass Robert für ihn unbrauchbar ist, treibt er ihn in den Tod. In seinen letzten Minuten resümiert Robert: „Alles scheißegal“ und zeigt damit, dass es ihm selbst in dieser Extremsituation seines kurzen Lebens nicht möglich ist, etwas anderes zu sein als ein Versager, der nicht in der Lage ist zu handeln und das Stadium der Passivität zu verlassen.
Das Geschehen wird aus zwei Perspektiven erzählt – zum einen zeitnah aus der Perspektive Roberts – und dann aus der Sicht von Iris, forschend nach Roberts Tod. Man könnte von einer Perspektive des Lebens einerseits und des Todes andererseits sprechen. Das könnte Spannung erzeugen, tut es aber nicht; zu verwirrend und verschwommen sind die Übergänge. Sprachlich orientiert sich Truschner am jeweiligen Milieu, in dem sich sein Protagonist gerade aufhält. Die Sprache des Romans kommt so durchaus intellektuell daher, wenn sich Robert in seinem „alten“ Leben (Universität, Ehe) aufhält, auf der anderen Seite, im anderen Leben, ist sie entsprechend vulgär („pissen“, „scheißegal“).
Die Themen und Probleme, die Peter Truschner in Die Träumer anspricht, sind ambitioniert und wirken in ihrer Anhäufung doch beliebig: Die Kriegslust, das Vorherrschen von faschistischen Strukturen in unserer Gesellschaft, das System Universität, die Konkurrenzsituation in der Ehe (Robert, der Loser, hat ja als Gegenpart eine beruflich erfolgreiche Frau), das Aufrechterhalten von gesellschaftlichen Normen, die Anonymität in Ehe und Gesellschaft, die Passivität im Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit …. Auch wirken Truschners Charaktere letztlich nicht überzeugend: zu vieles bleibt im Dunkeln – Iris‘ Gefühle nach Roberts Tod zum Beispiel -, so dass beim Lesen schließlich das Interesse an den Figuren zunehmend versiegt.