Da werden kaum Geister beschworen. Den Großteil der Erinnerungen von Trahan nimmt leider ihre sehr pubertäre und uninteressante Liebesgeschichte mit einem gewissen Harry ein: fast 100 Seiten des Buches sind ausschließlich diesem Thema gewidmet. Leider ist die Liebesgeschichte selbst nichts Besonderes. Da sie hauptsächlich in Dialogform stattfindet, ist sie zwar sehr lebendig, spiegelt aber nur das ziemlich unreife Geplänkel einer ersten Teenager-Liebe wider, die eigentlich durch nichts gestört worden ist: denn über der Liebesgeschichte vergaß die junge Trahan wohl den Krieg. Das ist schön für sie, für einen Leser aber absolut unbefriedigend. Denn außer, daß sie eher nebenbei immer wieder bemerkt, daß Nachbarn oder Bekannte abgeholt worden sind, bekommt der Leser von den Zuständen in Wien zwischen 1939 und 1945 sehr wenig mit. Der Verdacht drängt sich auf, daß auch Elizabeth Trahan – aus welchen Gründen immer – nichts von allem, was um sie herum vorgegangen ist, wahrgenommen hat: als Kind eines rumänischen Staatsbürgers mußte sie keinen Stern tragen, war kaum Schikanen ausgesetzt und lebte relativ normal, besuchte die Oper und das Burgtheater.
Weiters drängt sich der Verdacht auf, daß das Schreiben dieses Buches für Trahan eine Art psychotherapeutischer Bewältigung einer verdrängten Jugendzeit ist, in der sie selbst ziemlich viele Fehler in zwischenmenschlichen Beziehungen gemacht hat.
Es gelingt Trahan nicht, die Ängste der Menschen aus ihrem Bekanntenkreis zu artikulieren. Sie erzählt nicht die Geschichten der Menschen, die wirklich ihr Leben im Kampf gegen die Vorschriften der Nazis riskiert haben, indem sie anderen geholfen haben: Trahan hatte wohl nur Augen für ihren Harry. Es gibt bessere Bücher zu diesem Thema, von Autoren, die mit offeneren Augen durch die damalige Zeit gegangen sind.