wenn zentrale regeln der sprache konsequent missachtet werden, alle kategorien der grammatik ihre gültigkeit verloren haben – gibt es hier eigentlich noch sätze? -, müssen andere elemente diese nicht-texte zu texten machen: assoziationen, spiele und vor allem der klang (der auch die keineswegs psychologisierenden assoziationen bestimmt). die fonetische schreibung des buchtitels macht darauf aufmerksam, dass hier (im zweiten teil des buches übrigens mehr als im ersten) laut gelesen werden muss, dass die klangliche und rhythmische komponente der sprache für lisa spalt wichtiger ist als die beziehung zwischen wort und sache, als die logik. es würde ihrem text gerecht werden, in allen einzelheiten darzustellen, welche „e“ hier verschluckt, welche gesprochen werden müssen: denn einem fonetisch genauen „lebm“ und „schliessn“ steht auch einmal ein fast nicht sprechbares „vergangn“ oder „brenn’n“ oder „olivgrün’n“ gegenüber. ein rezensent ist zu einer systematischen analyse nicht verpflichtet, kann aber die vermutung äussern, lisa spalt habe ein durchdachtes system (nicht nur der „e“), zwinge damit auf ihre art zum spüren der spannung zwischen gesprochener und geschriebener sprache und lasse zugleich einen rhythmus entstehen, dem man sich in den immer genau richtig langen (oder kurzen) texten nicht entziehen kann, für die das wort ‚elegant‘ das treffendste attribut ist.
selten habe ich sprachartistische texte gelesen, die einen hohen theoretischen anspruch mit einer so leichten zugänglichkeit verbinden. „und sei ein zum sich unausgesetzt konzentrieren“ – aber diese konzentration, zu der uns lisa spalts arbeiten mit ihrer konsequent richtigen falschen grammatik zwingen, ist weniger anstrengend als lustvoll. ad multa opera!