Rupert Schöttle, „schreibender Cellist“ und Philharmoniker, führt die Leser durch eine Welt von Instrumentenhändlern und Instrumentenfälschern, durch das Amt der Kriminalbeamten Vogel und Walz und lässt einen Blick auf deren amouröse Verstrickungen werfen. Ironisch-distanziert betrachtet der Autor das vergebliche Liebeswerben von Walz und das amouröse Abenteuer – ein „Pantscherl“, wie der geborene Mannheimer Schöttle das Wienerische verinnerlicht hat – von Vogel. Sachkundig und detailreich beschreibt er das Umfeld und die Geschäftsideen von Instrumentenbauern, betrachtet Qualitätsmerkmale von Streichinstrumenten und die monetäre Bedeutung alter Instrumente auf dem Finanzmarkt.
Bezirksinspektor Kajetan Vogel lernt im Internet Bridge Club den Cellisten Marius Volkhammer kennen. Das persönliche Treffen und die anschließende Partie eröffnen das Spiel um Original und Kopie, das Spiel um das Spiel – in mehrfacher Hinsicht. Denn der Diebstahl des Cellos bleibt nicht das einzige Verbrechen. Als der Schauplatz Wien gegen Ende des Romans verlassen wird und der Autor einen Ausflug ins Casino Baden wagt, läutet dieser Ortswechsel das Finale des Falles ein. Die fatale Wendung, die das Geschehen nun nimmt, ermöglicht jedoch die Aufklärung des Diebstahls. Dass beide Ermittler auch persönlich in die Angelegenheit verstrickt sind, vermindert die an sich notwendige Distanz zum „Fall“ zunehmend.
Schöttle differenziert die Figuren wo es notwendig ist. Mit kurzen Strichen entwirft er Atmosphäre, Umfeld, Handlung. Dass Karl Kraus, den Vogel gerne zitiert, nur mehr als wienerisches Lokalkolorit fungiert und manche Seitenhiebe auf die österreichische Innenpolitik zum Standardrepertoire gehören, sollte weiter nicht irritieren, auch wenn die Erwartungen beim Aufschlagen des „Kriminalromans“ zunächst nur bedingt eingelöst werden. Alles in allem: ein durchaus vergnüglicher, interessanter und spannender Fall – Fiktion, die die Realität längst schon eingeholt hat.