Gegenstände, die man täglich in die Hand nehmen muß, und Parolen, die einem ständig an den Kopf geworfen werden, alles ist Material, und Matthias Schönweger breitet es in seinem Wörter-Bilder-Buch vor dem Leser aus.
Der Autor liebt das Paradoxe:
„Da wird einem Verstorbenen die Waage vertikal ins Grab nachgeworfen, damit ihm die Erde leicht sei, und siehe, der Zeiger steht auf Null.
Eine Wahlempfehlung erweist sich wie immer als richtig, dieses Mal freilich geht es um das Rauchen.
Eine Stechmücke wird mit den Methoden aus der Autobranche beworben,
und Pinocchio spitzt sich nach dem Usus von Politikern selbst die Nase, mit der er gerade gelogen hat.“
Neben diesen einprägsamen Situationen sind es vor allem markante Sätze, mit denen der Autor ungespitzt in die Leserschaft dringt.
„Wenn ich den Fuß vor die Tür setze, trete ich öffentlich auf.“
„Handle, wie das Gesetz es befiehlt oder zahle den vollen Preis.“
„Lebenskünstler sind Autodidakten.“
„Wie zahm ist das Schwert ohne Arm, der Arm ohne Befehl, der Befehl ohne Schwert.“
„Wenn ich sage, das ist Prosa, dann ist es Prosa!“
Viele dieser Anleitungen, Aufforderungen und Richtlinien könnte man sofort als Regierungsvorlage einbringen und einstimmig beschließen, denn sie sind durchgetestete „Volksmeinung“.
Aber nicht nur der Inhalt des Buches nimmt „volkstümliche“ Klischees augenzwinkernd aufs Korn, auch die Aufmachung, das semi-haptische Greifgefühl, die Farben der Schautafeln und der Einlege-Bändchen scheinen auf den ersten Blick reiner Kitsch.
Wie aus dem Schaufenster eines Devotionalien-Ladens glänzt die goldene Schrift vom Buchumschlag. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man die Mullbeutel, die in Ermangelung von Preßblumen ins Buch geschlagen sind, und die Figuren im Buch haben den Blick von weidwunden Foto-Helden.
Gerade diese kleinen Beigaben, die als aufgelassene Hygienebeutel oder ausgeschnittene Fußabdrücke von Engelsfiguren die Dimension des Fotos oder Papierdruckes sprengen, machen dieses Lexikon der angewandten Heimatkunde zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk für jene Stunden, in denen man vor lauter Symbolik des Alltags keinen Sinn mehr erkennt.