Elias Schneitters Text mit dem barocken Titel eines Projektes funktioniert in etwa auf diese Weise. Vorerst gibt es Notizen über die wichtigsten Sätze, die man zum Leben braucht. Die Großmutter warnt das Kind eindringlich vor den Katholiken und ihren Irrlehren, was sich als kluger Rat herausstellt, der gerade in Tirol sehr wichtig ist. (Vieles spielt in Tirol, hat aber dennoch den großen Atem der Welt.) „Nichts verspricht sich so leicht wie der Mund“, sagt sie, und der Vater des notierenden Ichs fügt hinzu: „Such dir später einmal eine Halbtagsarbeit, damit du nicht den ganzen Tag nur Blödsinn machst.“
So gewarnt und eingestimmt, sammelt das Ich Gesprächsfetzen – viele Untergrunddichter tauchen scheinbar zeitgleich oder zeitlos mit ihren Sätzen auf, alle diese Sätze sind vom Leben gezeichnet, während die Dichter durchs Leben oft die Unschuld gewinnen, statt sie zu verlieren. Und der Central Dichter ist überhaupt ein interessanter Fall. „wo kommt er her? was treibt er und wovon lebt er? wie verdient er seinen lebensunterhalt, und sind hier drogen im spiel? und vor allem: welche?“ (S.8)
Allmählich sind die Felder der Geschichte, Geographie und Lebensweisheit abgesteckt, die Literatur ist zu Wort gekommen, da rührt sich schließlich die Melancholie. Es geht um die Liebe, die an und für sich schon sehr schwierig ist, aber in Anwesenheit von Dichtern stets das Weite sucht. Es muß mit den Sätzen zusammenhängen, die entweder nicht liebestauglich oder nicht feuerfest genug sind. Mit einem unendlich nachtblauen Ton enden die Notizen in einem Singleabend, der es irgendwie nicht bringt, oder in einem „Sud“, der für die Bar zu groß ist, oder mit einem Blick auf die Serles und dem Gedanken: „ganz unvernünftig sind meine frau und ich zusammengekommen und haben geheiratet, ehe wir uns dann wieder ganz vernünftig getrennt haben.“ (S.56)
Kafka soll „es“ nur selten heimgesucht haben, „wer schreibt, der bleibt, nur wo?“, heißt es tröstlich lapidar.
Elias Schneitters Text erzählt vom Dichten in der dünnen Luft der Welt, von den Sätzen, die alleine stehen, von der Paradoxie eines Befehles wie „geh weg zu mir“ und schließlich von der Sehnsucht nach einem Buch, das man lesen kann wie man will, sogar von Anfang bis zum Ende.