Sie lassen sowohl textlich als auch zeichnerisch – präzise muss es heißen layouterisch, denn die Bilder sind nicht in die Form hineingezeichnet worden, sondern stellen in den Originalen zeichnerische und malerische Exponate in den unterschiedlichsten Techniken in unterschiedlicher Größe dar und wurden per Computernachbearbeitung in die Vorlage eingepasst – kaum ein Klischee der unheiligen Dreifaltigkeit „Sex, drugs & Rock ’n‘ Roll“ aus und würden so von allen berechtigten und selbsternannten Jurys die Aufnahme in die Schublade „Rock“, genauer: Stadion-Rock, nicht verwehrt bekommen. So weit so Gitarre.
Aber Schandor spielt auch noch die Casio und zieht auf deren Klaviatur eine Textebene ein, die den „guten alten“ allwissenden Erzähler rehabilitiert, wie auch immer man zu ihm steht. In den dort eingezogenen Kommentaren wird ein zweites frame aufgebaut, in dem parallel zum Fortgang auf der Stripebene eine Brechung derselben forciert und die stereotyp entwickelte Rockgeschichte als genau solche entlarvt wird.
Was der Autor dadurch erzielt, ist die in der Praxis vollzogene Abbildung einer obschon nicht neuen so doch anhaltenden und voraussichtlich noch lange währenden theoretischen Diskussion die da heißt: Hat ein Autor das Recht, seine „Helden“, seinen Plot und vielleicht sogar sich selbst zu desavouieren? Die Antwort ist je einzeln abzuwägen, in diesem Fall aber nachdrücklich mit ja zu beantworten. Er darf eine Erzählung anlegen, die ihn dazu zwingt, zu ihr auf Distanz zu gehen, er darf im Klischee verankerte Narrationen aufgreifen, um über sie zu einem sie parodierenden Trash-Charakter zu schwenken.
Das Triviale des Plots, ein effizientes Konglomerat aus all den Versatzstücken hybrider Legendenbildungen – durchschnittlich gelangweilter lokaler Immobilienmakler wird von einem Model verführt, gewinnt per Brieflos eine Million, schreibt einen Song, lernt per Zufall die Rolling Stones kennen und die seinen Song, Auftritt als Vorband, der Rest ist Massenhysterie und Musikgeschichte – wird sowohl durch die Kommentare des Autors als auch durch die kongenialen Bilder durch einen Entlarvungsparcours geschickt, der sich gegen Schluss zu auch in der Ebene des Strips manifestiert, ehe doch noch der retuschierende Vorhang fallen kann. That’s life! That’s fake!
Unbedingt hingewiesen sei auf die beigelegte CD, auf der 17 österreichische Bands den sagenumwobenen Hit Peter Sterners adapierten und im Sinne von Rock, Pop über LowFi bis TripHop verfremden.