Berge, Blick auf das Gebirge, Haus, Heimkehr ins Haus, Dämmerung, geordnete Lichtverhältnisse. Das sind die auf den ersten Blick kargen Themen, sparsam über den ganzen Band ausgebreitet, aber zwischen den Zeilen wuchert dann dieses seltsame Gras aus Einsamkeit und Beruhigung.
„Feierabend / Abends komme ich zu dir nach Hause / die Hände voll dunkler Taten / Niemand fragt: / War er schön der Tag / Nur weiße Pfoten kratzen meinen Arm / So lebendig ist jahrelange Liebe“ (70)
Erst nach einer großen Weile setzt jeweils das nächste Gedicht ein, Salchers Texte greifen wie weit auseinander liegende Puzzleteile ineinander, allmählich entsteht etwas wie ein Jahreslauf, aus den kleinen Kreisbewegungen der Gebirgschronik lassen sich Schicksale ablesen. „Das Gesicht des Alten“, „Meine Mutter ist eine Bäuerin“, „Jänner bis Dezember“ heißen diese Gedichte aus festgebranntem Zeitton.
Ironisch setzt Hans Salcher manchmal eine voluminöse Headline, auf die fast nichts folgt: „An einem Nachmittag um zwei in Nachbars Garten“ etwa passiert nichts weiter als ein schlichtes „setzen wir uns nieder“. (84). Ein Gestus, der die Alltäglichkeit der entlegenen Provinz recht sarkastisch dokumentiert.
Trauer, Abschied, ein Nachruf auf den wohl an Osttirol selbst zerbrochenen Dichter Christoph Zanon erzählen von der steilen Schwermut, für die der Osttiroler Menschenschlag unter anderem berühmt ist. Und mit einem Blumenstrauß, der im Schmelzwasser der Tränen steht, klingt dieser wundersame Gedichtband aus.
Hans Salcher markiert nie einen künstlichen Naivismus, der ihm wohl an mancher Stelle auf der Zunge läge, und bleibt bei seinem Leisten. Geduldiges Schauen ist angesagt, dann ist der ganze Himmel voll. So ist Himmelschauen auch eine Sehhaltung, mit der sich die Welt optimistisch erschließen läßt.