Spätestens seit das britische Kochwunderkind Jamie Oliver halb Europa erobert hat, geht es in den hiesigen Küchen rund. Kulinarischen Fantasien scheinen keine Grenzen mehr gesetzt, Kochen ist zum Volkssport avanciert und Eva Rossmann würzt diesen Trend jetzt mit einer scharfen Prise Mord.
Ausgekocht heißt der neue Krimi doppelsinnig und Mira Valensky betritt mit der ihr eigenen Selbstsicherheit wieder die Bühne, wenn auch tomatenmatschbesudelt, wie gesagt. Eva Rossmanns Heldin verkörpert wohl gediegene, liberal gesinnte Mittelklasse mit einem leisen, politisch nicht allzu unkorrektem Hang zu hedonistischer Lebensart. Im Moment ist sie jedoch gelangweilt und unzufrieden, trotz verständnisvollem, intelligenten Lebensabschnittspartner, trotz anspruchsvollem Job und genug Geld auf dem Konto und trotz ihres bosnischen Originals von Putzfrau. Was fehlt?
Salz in der Suppe, antwortet Mira ohne zu zögern. Und das findet sie im Wiener Vorstadthaubenlokal „Apfelbaum“ bei Billy Winter. Billy ist Salz in der Suppe. Sie ist eine aufstrebende Spitzenköchin, die sich in der hart umkämpften Gastronomieszene durchzusetzen beginnt und sie hat Probleme, denn man spielt ihr merkwürdige Streiche. Jemand mischt Zucker unters Salz. Ihr Koch verschwindet. Dann passieren handfeste Unfälle und wenig später gibt es den ersten Mord. Zum Glück ist Mira Valensky gelangweilt, als der vielseits gehasste Gourmetkritiker Erich Bachmayer mit einem von Billy Winters Messern in der Brust aufgefunden wird. Mira stellt sich in den „Apfelbaum“, krempelt die Ärmel hoch und steckt ihre Nase in verbotene Dinge.
Es gehört zweifellos zu den Stärken von Eva Rossmann-Krimis, dass sie genau recherchiert sind. Die Szenarien sind immer glaubwürdig, und so passt es auch ins Bild, dass Mira Valensky schon seit ihrem ersten Fall (Wahlkampf, 1999) und nicht erst seit der Koch-Hausse eine begeisterte Hobbyköchin mit einer Vorliebe für venetische Rezepturen ist. Sie fühlt sich in der Küche sichtlich wohl und auch die Großküche des Vorstadthaubenlokals ersteht bildlich vor dem Leser mit allem, was dazu gehört. Man spürt förmlich die Hektik, wenn der „Betrieb“ losgeht. Darüber hinaus ist Ausgekocht wie schon seine Vorgänger ein schnörkellos geschriebener, handwerklich sorgfältig gemeißelter Krimi. Die Autorin verzichtet auf komplizierte Charaktere oder allzu verwickelte Handlungsstränge. Rossmann führt den Leser mit einfachen, klaren Sätzen zum Mörder hin, … ein kurzes Handgemenge, ein Aufschrei, ein erneuter Griff in Billys Messerlade und der Mörder ist nicht mehr.
Das Leben nimmt wieder seinen gewohnten Lauf. Mira genießt nach all der Aufregung die Alltäglichkeit ihres wohl geordneten Lebens. Sie igelt sich wieder darin ein, zufrieden schnurrend wie ihre Katze Gismo.
Wird sie wieder unruhig, wird Miras Gesicht wieder mürrisch vor Langeweile, könnte es passieren, dass sie Eva Rossmann zum sechsten Mal aufsucht und diese den Computer hochfährt, um ihr und uns einen neuen, aufregenden Fall zu bieten.