Raimund wurde 1945 in Niederösterreich geboren und lebt seit vielen Jahren in Duino bei Triest, an jenem Ort also, an dem Rainer Maria Rilke den ersten Teil seiner Duineser Elegien geschrieben hat. Mit Rituale legte der Autor 1981 einen vielversprechenden Band mit expressiven Kurzprosaarbeiten vor, seither sind mehrere Gedichtbände erschienen. Auch im Porträt mit Hut ist keine einheitliche Stimmlage festzustellen, der hohe Tonfall fehlt gänzlich, auch wenn eines der Gedichte „Blake“ heißt und in einem anderen „Rilke (gott)väterlich segnend …“ einen kurzen Auftritt hat. Solch innerliterarische Bezüge sind bei Raimund jedoch nicht sehr ausgeprägt, eine Stelle ließe sich als eine kleine Parodie auf James Joyce („Porträt des Hundes als Welpe in Italien“) verstehen, bei einem anderen Gedicht gibt ein – heute fast vergessener – Werbetext den Titel vor: („Mittwoch ist SubstralTag!“).
Um zu dichten, ist dem Autor offensichtlich ein jeder Tag recht. Keine besonderen Vorbereitungen sind vonnöten, kein spezielles Formgesetz will erfüllt werden. Dichtung ist bei Raimund zu einer alltäglichen Verrichtung geworden, Beobachtungen, Entdeckungen und Gedankensprüche werden ganz nach Bedarf vermerkt. Dies ergibt eine autodikatisch gewachsene Poesie, die mit Genauigkeit und Witz arbeitet und dies alles auch noch an den kleinsten Dingen festzumachen versteht: „GIESS DIE BLUMEN gieß sie / Die Getopften Ausgesetzten Wilden! … / Pilze sprießen schon // Weide dich an Knospen! Schwelg in Blüten! … Insgeheim // Schließt das Heer der Pflanzen / Den BelagerungsRing um uns.