Danjela langweilt sich bei ihrem Kuraufenthalt, sie vermisst ihren „Metzger“ und verbringt Stunden im Ruhesessel vor einem Haifischaquarium. Endlich, nach zwei Wochen, passiert etwas, sie findet eine Leiche im Swimmingpool. Die Umstände sind seltsam, gleich tippt sie auf Mord und schon muss der Metzger her. Dieser, führerscheinlos und auch sonst den technisch-zivilisatorischen Errungenschaften der Menschheit gegenüber eher skeptisch eingestellt, wird dank eines Handys, das ihm Danjela zum Geschenk gemacht hatte, herbeizitiert, um für Aufklärung zu sorgen; nebenbei soll sein Aufenthalt den angenehmen Effekt haben, Danjelas Langeweile zu vertreiben. Doch damit ist es seit Auffinden der Leiche sowieso vorbei. Danjela freut sich vorerst über seine Anwesenheit, zwischen beiden beginnt es zu knistern. „Der Spaziergang wird in anmutiger Liebespaarmanier absolviert, viel seufzen, wenig reden, gelegentlich die wunderbare Natur kommentieren.“ Aber was dann den Rest des Romans hindurch folgt, ist die ziemlich fulminante Aufblätterung einer Familiengeschichte auf dem Lande, die an Schrecknissen und Ungeheuerlichkeiten nichts zu wünschen übrig lässt: verfehlte Leben zwischen Zwangsehe, Tyrannei und Rachegelüsten.
Abgesehen von der Story ist der Roman, von dem nur dessen äußerste Schicht als „Kriminalroman“ bezeichnet werden kann, ein kunstvolles Arrangement verschiedenster Ebenen, die sich formal und im Sprachstil voneinander abheben. So folgen auf erzählende Passagen in locker-salopp-legerem Stil kurze Dramolette (dass dabei Haifische sprechen und die Handlung kommentieren können, irritiert weiter gar nicht) und dann, in Kursivschrift, innere Monologe unbenamst bleibender Figuren, die in schwerem, düsterem Ernst gehalten sind. Die Ebenen stehen unvermischt nebeneinander, erst am Ende klärt sich der Zusammenhang, und um die kunstvolle Konstruktion besser genießen zu können, müsste man dann noch einmal von vorn beginnen.
Es wird viel philosophiert in diesem anspielungsreichen und mehrbödigen Roman, Anschauungen über Gott und die Welt werden in Hülle und Fülle ausgebreitet: „Einmal mehr wird dem Metzger bewusst: Wenn die Alten zu erzählen beginnen, wird ein Stück Himmel spürbar, und es öffnet sich die einzige Schatzkammer der Vergangenheit, um ihren Reichtum freizulegen: verborgenes Wissen, erlebte Erfahrung und begründete Erkenntnis. Nichts führt zu mehr Verlust als das Schweigen der Alten und die Gleichgültigkeit der Jungen.“ Der Metzger stellt eine eigene Figur dar, den skurrilen Einzelgänger, er kann dabei liebevoll auf besondere Art sein, aber er ist streng den bösen Buben gegenüber, seien sie auch in das Gewand eines Dorfpfarrers gehüllt – „pfiat di Gott“.