Neu bei Klaus Renner ist Rosa Pock mit ihrem spielmodell m. Nach ihrem Debüt, dem schmalen Band „Monolog braucht Bühne“, 1993 im Grazer Droschl Verlag veröffentlicht, zeigte sich nicht nur Ernst Jandl begeistert. Urs Widmer schrieb damals in der „Zeit“: „Es geschieht nicht alle Tage, daß aus den Nebeln des Alltags eine Dichterin auftaucht (mit den Dichtern ist das nicht anders). Eine, deren Sprache so notwendig ist, daß wir gebannt dem zuhören, was uns da gesagt wird.“
spielmodell m – das sind 31 Kurztexte, deren kürzester drei und deren längster 13 Zeilen umfaßt. 31 Frauen treten auf, denen gemeinsam ist, daß ihr Name mit dem Buchstaben m beginnt, daß sie spielen und daß sie schreiben. Sie spielen Cello oder Fuge, sie spielen Soldat oder Landfrau, Sphinx oder Muse. Sie spielen aber auch Sommer, ermattete Gefühle, Auflösung, verbriefte Liebe – alle spielen, bis auf eine: Mortima nämlich erzählt. Sie erzählt und schreibt:
„auch mortima ein kind der geburt ein so / zufälliges in der welt als ob nichts wäre der / blick ein blick die notzucht hie und da kein / schritt nach vorwärts sie wie er leiben / schon wieder.“
Der Satzbau verstößt gegen die herkömmliche Syntax, der Text stellt sich gegen Grammatik und sprachliche Logik.
Das literarische Verfahren – erzählte Rosa Pock in einem Interview – ist langwierig und kompliziert. Sie sammelt, reduziert, siebt Sprachsplitter aus, verdichtet, stellt neue Zusammenhänge her und nimmt sie wieder weg, um zu anderen, wieder neuen Formen und Bildern zu kommen – so lange, bis innerhalb eines Textes ein Fluß vorhanden ist. Wer in diesen Fluß hineinspringt, den Rhythmus des Textes aufnimmt, wird die Welt herrlich verdreht und insgesamt eine erfrischende und vergnügliche Lektüre erleben.