Wallner lebt in einer Kleingartensiedlung am Rande von Wien. Nach dem Tod seiner Mutter wirft er kurzerhand sein Radio aus dem Fenster, was die lieben Nachbarn, die ihn ohnehin schon auf Schritt und Tritt überwachen, alarmiert. Wallner hört Stimmen. Während sich der Bürgermeister und der Hausarzt wohlwollend hinter ihn stellen, müssen die Behörden ihn allerdings in die Psychiatrie einliefern. Dort lernt er auch andere Leidende kennen, zum Beispiel Natascha, zu der sich eine Art platonische Liebe entfaltet. Wallners eigentlicher Rettungsanker wird aber die Ärztin Kronberger, die – mit Hilfe eines findigen Galeristen – aus Wallner einen international bekannten Künstler macht. Seine Zeichnungen, die er auch auf Objekten wie Kühlschränken oder Mülleimern anbringt, werden zum Kultgegenstand der neuen Kunstszene, die sich gerade an den „Modern Primitives“ abgerackert hatte. Art Brut verspricht der neue letzte Schrei zu werden und so wird deftig in Wallner investiert. Natürlich gab es auch böse Stimmen, die sich dachten, „man missbrauche psychisch Kranke auf Kosten des kapitalistischen Kunstbetriebs„. Aber Kronberger, seine Therapeutin, widerspricht dem heftig: „Die Künstler werden nicht missbraucht, sie werden unabhängig.“ Durch die finanziellen Mittel, die durch ihre Kunst lukriert werden, würden die Therapien, die die Patienten benötigen, erst erschwinglich, so Kronberger. Und natürlich verdient der Galerist auch etwas mit. Die „Spielräume“ zu erweitern sei das wesentliche Ziel der psychotherapeutischen Arbeit, denn Spielräume „geben Freiheit und Kunst ist bekanntermaßen eine Tochter der Freiheit„, wie Kronberger bei der Eröffnungsrede zum neuen Art Brut Kunstzentrum unter ihrer Leitung betont.
Wolfgang Pennwieser hat einen einfühlsamen Roman in einer verständlichen und klaren Sprache geschrieben, der Einblicke in die Arbeit von Therapeuten gewährt. Denn es geht dabei wohl vor allem darum, Flügel wachsen zu lassen, wo vorher Krücken waren. Der Autor, Wolfgang Pennwieser, erzählt aber nicht nur die Geschichte seines Protagonisten Wallner, sondern gleichzeitig auch die Entwicklung der Art brut, einer Kunstform von Menschen am Rande der Gesellschaft. Das im Titel angesprochene Zitat, das Pennwieser auf den Kopf stellt, weist aber auch darauf hin, dass jede Therapie ihre Grenzen hat. „Niemand ist eine Insel“ heißt es bei John Donne im Original, aber Pennwieser weiß wohl aus eigener Erfahrung als Therapeut, dass es manchmal sehr schwierig ist, an einen Menschen heranzukommen. Vor allem, wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Die Sprache der Malerei.