Albert wächst im Ort Seitenstächen auf, der von einer Bierbrauerei und daher auch vom Bier regiert wird. Den Ort einer bedrückenden Enge – der Text ist dem Genre der Neuen Kritischen Heimatliteratur verpflichtet – kann Albert verlassen. Die Schule, die er in einer anderen Stadt absolviert, bringt ihn aber langsam zum Verstummen. „Er hatte das Aufbegehren nie gelernt, und das Reden war ohnehin nie seine Sache gewesen. Ließ er zunächst jedes dritte Wort aus und bald jedes zweite, so saß er eines Tages in der Klasse stumm wie eine nichtssagende Blinddarmnarbe.“ (S. 32)
Das Leben ist eine einzige Trostlosigkeit, der Ausweg für Albert: Er baut sich seine Phantasiewelt, die für ihn eins wird mit der Realität. Im Beschreiben dieser fiktiven Welten gelingen dem Autor wohl die schönsten und eindrücklichsten Passagen, filmisch in ihrer Narration. Die Realität kippt ins Surreale und beide Zustände werden voneinander ununterscheidbar. Wie ein Film zieht das Leben Alberts am Leser vorüber, die einzelnen Protagonisten treten auf und wieder ab, eingeführt vom auktorialen Erzähler („Jetzt wird es Zeit, Moritz Klingenschmied eintreten zu lassen.“, S. 8), der wie ein Conferencier den Vorhang für Einblicke in die „Grauslichkeiten des alpinen Raums“ (S. 9) hebt und senkt. Was zu sehen bzw. zu lesen ist, ist die düstere literarische Analyse einer entfremdeten (Dorf-)Gesellschaft. Die Menschen werden zu austauschbaren Typen (Vater, Mutter, Sohn, der Redner). Der eigenwillige Sprachduktus Georg Payrs, gekennzeichnet von einer durchwegs komplexen Syntax und sprachlichen Bildern und Metaphern, rückt die Themen ins Zeitlose.
Am Ende bleibt offen, ob Albert aus dem Koma erwachen wird. Ob wir es wünschen sollen, angesichts der entmenschlichten Umgebung, in die ihn der Autor hineingeboren hat?