Die Geschichten reichen von vertrauten Mädchenabenteurn, wie tote Blindschleichen aufs Bett der Eltern legen und „Blutsbrüderschaft“ schließen, bis dahin, den verhaßten Ehemann mit Taubengift um die Ecke zu bringen, oder ein Kind auszustopfen, um ein Kilo Heroin darin über die Grenze zu schmuggeln.
Die sehr unterschiedlichen Frauenleben flackern flüchtig und intensiv auf. Manchmal fast im Ton einer Gebrauchsanweisung sind nüchtern fremde, aber auch vertraute Bräuche und Riten aufgelistet: „Wir sammeln Ameisenöl. Wir reiben es den Männern an die Stelle zwischen Steiß und Hoden. So zügeln wir ihre Begierde.“ Ein Wir-Gefühl durchzieht alle Geschichten, die Erzählerin wird zur Verbündeten, die zuhört, beobachtet, involviert ist. Vor allem ihr ist es möglich, erfolgreich wild im Sinne von ungebremst und lebensfreudig zu sein. Auf einer Schiffsfahrt von Lissabon nach Rio de Janeiro trifft sie Javier: „Er gefiel mir, das ist alles“. So einfach kann das sein. Viele der Episoden enden Zigaretten rauchend im Hotelzimmer, machen sich die intensive Flüchtigkeit zum Lebensprinzip und spielen vor, wie der Körper eingeengt wird, und wie er sich befreit.
Patricia Josefine Marchart, 1971 in Linz geboren, wo sie auch lebt, hat Visuelle Mediengestaltung studiert und ist freischaffende Künstlerin in den Bereichen Literatur und Film. Man merkt ihren Texten die Filmerfahrung positiv an, sie suchen sich einen Schauplatz, zoomen nah heran, und entfernen sich dann wieder, brechen auf zum nächsten Ort. Eine Weltreise in Frauenbildern.