Bei Christian Loidl ist die Pupille schon am Buchumschlag prophylaktisch zerbrochen. Pu pille wird so leicht zu einem Befehl oder wie Pu, der Bär, zu einer eindringlichen Story. Tatsächlich geht es um zerbrochene Optik, geätzte Sehweisen und verdeckte Schrägstellungen, die den üblichen Blick auf die Welt verändern.
Wenn Rasterfahndung und Pupillenbruch zusammenkommen, entstehen so klare Formeln wie „DNA : AND : DNA : AND : (S. 67). Das ist der Stoff, aus dem unsere Lebenszellen aufgebaut sind. Und auch für Gefühlsknoten läßt sich diese Methode anwenden: „RESTMONSTER : STERNENSTROM“.
Manchen Gedichten ist ein Flugzeug vorangestellt, um das Gedicht in luftige Höhen zu bringen. Und immer wieder geraten die Gedichte zu konkreten Empfehlungen für diverse Lebenslagen. „grüne knochen mußt du dir bewahren / willst du mit dem krokodilzug / schlafen fahren“ (S. 84).
Die Pupille kann es sich eben nicht aussuchen, was gerade „sehenswert“ ist. Alles kann Inhalt eines Pupillen-Gedichtes werden, und oft besteht die Botschaft aus einem raschen Blickwechsel.
Wo sich althergebrachte Lyrik vielleicht nicht mehr ganz bewährt, wird sie durch Aussparungen antiquierter Wörter aktualisiert. Besonders bemerkenswert sind die rasanten Neufassungen der Novalis-Hymnen, die durch Aussparungen einen bislang unentdeckten Hintersinn zu Tage fördern.
Loidls Texte sind selbstverständlich auch als Partitur für eine Performance zu lesen. Denn die Magie beginnt erst zu wirken, wenn sie der Magier Loidl mit der richtigen Intonation in die verstockte Welt hinausruft.
Die im Textbuch Pu pille auf eine lineare Darstellung des Dramaturgiebündels reduzierte Sehweise gibt dem Leser eine erste Ahnung vom Loidlschen Zauber-Kosmos. Und er wird durch die Texte selbst ermuntert, in seiner Vorstellung die Wörter armdick aufzutragen!