Barcelona und Katalonien bieten das ideale Ambiente für unheimliche Geschichten mit widerborstigem Ausgang.
Die vierzehn Geschichten verleiten den Leser dazu, gelähmt an der Oberfläche der Handlung zu verharren. In skurriler Weise haben die Geschichten nämlich alle einen letalen Plot, der selbst eine Heiligengeschichte noch mit Mord und Totschlag verknüpft.
Markant wird die Erzählmethode des plötzliche Schnitts bereits im ersten Text vorgeführt. – Ein General schwadroniert und berichtet diskret von seiner Tätigkeit in einer südamerikanischen Diktatur, zwischendrin wendet er sich wieder dem Passanten zu, den er aus einer positiven Laune zum Dinieren eingeladen hat, und plötzlich ist diesem die Gurgel durchgeschnitten. Als Leser blättert man ein paar Mal hin und her, ob man vielleicht irgendeine Motivation für dieses Geschehen versäumt habe, aber genau diese unerwartete Handlung ist der Punkt, auf den diese und andere Geschichten hinauslaufen.
Eine Aufzählung der Todesarten in diesem Erzählband gleicht beinahe schon einem Herbstkatalog für blutrünstige DVDs.
Aber Clemens Lindners Geschichten klingen trotz aller scheinbar irrealen Höhepunkte äußerst plausibel. In der Komposition dieser plötzlich umgestülpten Wirklichkeit kommen Lindners Texte einem Jorge Borges ziemlich nahe.
Ortsnamen, Speisen, Restaurants und Straßennamen werden kursiv gesetzt und genüßlich zitiert, man hört förmlich die Hommage an das Land aus diesen verzückten Begriffen. Dadurch entsteht mit der Zeit der Eindruck, daß allein schon das Aussprechen der katalanischen Sprache eine unerhörte Begebenheit nach sich zieht.
Clemens Lindners Geschichten sind abenteuerlich genau erzählt, sie stecken voller Überraschungen, und wenn man sich einmal an das Ungeheuerliche gewöhnt hat, merkt man erst richtig die patriotische Zuneigung, die der Tiroler Autor seiner Halbjahres-Heimat Katalonien zukommen läßt.