Im Mittelpunkt steht eine Frau, an der sich das psychische Material ihrer Umgebung ungefiltert ablagert, sie kann weder reagieren noch akzeptieren, sie wird von den Begebenheiten quasi „angespült und abgebraust“. Bereits in der Eröffnungsungeschichte strömt eine wahre Flut von läppischen Nebensächlichkeiten auf die Frau ein, die mit lärmenden Kindern unterwegs ist, die sich im „Noise des Nosesns“ ergehen. Nach diesem Text versteht man, warum junge Mütter manchmal schlicht und einfach wahnsinnig werden.
Männer, die mehr oder weniger unverhohlen ein sexuelles Attentat vorbereiten, Amtsgebäude, die in perverser Weise Fangarme für Irritationen ausbreiten, und immer wieder Kinder, die unruhig sind, auf den Vater warten und an Darmkatarrh leiden – in diesem Ambiente versucht die Heldin zwar eine Art Krisenmanagement mit sich und den einstürmenden Impressionen, aber es läuft doch alles auf eine Depression hinaus.
Oft bedarf es nur eines kleinen Schwenks der Perspektive, und die selbstverständlichsten Zusammenhänge arten in Bedrohung aus, Flirts werden zum „Schußwechsel der Blicke“, ein Gesprächsansatz wird mit dem Granatwerfer der Überrumpelung angetragen, die Relationen geraten vollends aus den Fugen.
Die Texte sind akustisch dicht und minimalistisch eng gearbeitet, geht es doch darum, dem Knackpunkt von Ereignislosigkeit wirklich jeden Ausweg zu versperren. Die illuminierten Begebenheiten sind tatsächlich zeitlos, beängstigend, ein bösartiger Knoten im Erzählgeflecht. Wenn Geschichten in Ungeschichten umkippen, reißt es auch den Leser für kurze Zeit in jenes Loch, in das die Heldin vor den Augen des Leser soeben gestürzt ist. Eine beängstigende und bemerkenswerte Ansammlung von Ungeschichten hat Hilde Langthaler hier zusammengetragen.