Im Zentrum des nahegehenden Geschehens stehen die vergeblichen Hoffnungen des Torwarts Kleinstauber. Endlich hat der junge Mann die Matura bestanden und das Gymnasium hinter sich gelassen. Sein Leben gewinnt Farbe, eine Tormann-Karriere beim FC zeichnet sich ab, der schon einmal den Cup gewonnen und internationale Matches absolviert hat. Und mit Beatrix glückt endlich eine erfüllte Liebe. Da beginnen die Bitternisse der frühen Jugendjahre zurückzukehren: Auf dem Fußballfeld ist Kleinstauber nur noch Zweitbesetzung, die besonders neben dem aufstrebenden Hermann zur nachhaltigen Degradierung führt. Degradiert ist Kleinstauber auch privat, da der Sohn eher dem Onkel – und das ist fataler Weise Hermann – nacheifert als dem eigenen Vater.
Der Text wird auf zwei Ebenen ausgerollt. Im Hintergrund wird die bereits skizzierte Lebensgeschichte ausgeleuchtet. Im Vordergrund aber läuft ganz aktuell das alles entscheidende Cup-Finale: Endlich wieder einmal die Nummer 1 als Torwart, kämpft Kleinstauber um einen großen Sieg für sich und den Verein. Vor allem für seinen Sohn will er sich in Szene setzen, um von ihm als siegreicher Fußball-Held umarmt zu werden.
Ungewöhnlich für eine Fußballgeschichte: Zwischendurch werden antike Philosophen als Kommentatoren der Wendungen beigezogen. Der beständige Kampf um Anerkennung und auch um Liebe wird z.B. durch die Sentenz „Vivere est militare“ (Seneca) auf den Punkt gebracht. Immer wieder müht sich der heldenhafte Torwart in stoischer Schicksalsergebenheit, wird aber zumeist von Ängsten und Enttäuschung überwältigt. Bereits vor dem Schlusssatz ahnt der Leser das unglückliche Ende des entscheidenden Matches, das in allen Details und mit fachlicher Kompetenz geschildert wird. Das Fatum hat kein Erbarmen mit dem Protagonisten. Denn letztlich bedeutet Leben für Kleinstauber Verlieren.
„Schoko“ Schachner hat in einem sehr intelligenten Nachwort auf den Tiefgang der Novelle verwiesen. Mit dem alles entscheidenden Finalspiel ist unser aller Leben gemeint. Dem Fatum in all seiner Ausweglosigkeit ist trotz zwischenzeitlicher Hoffnung und glücklicher Ereignisse nicht zu entgehen.
Am schönsten poetisiert zeigen sich die Passagen der Hoffnung. „Kleinstauber schwebte, Kleinstauber flog.“ Man kann nicht umhin, diesem Helden mehr Optimismus und Vertrauen zu wünschen. Der ganzen Novelle ist eine großartige – dem Genre entsprechende – Strukturierung und eine stilistisch feine Klinge zu attestieren. So darf man sich auf das siebzehnte Buch von Heinz Kröpfl im nächsten Jahr freuen, das gewiss wieder eine spannende Leseerfahrung bietet.