Drinnen: Die Zauberflöte; draußen: Der Nationalsozialismus – dies ist die simple Grundsituation des Textes. Sechs Aufführungen von Mozarts Oper (in Breslau, Prag, Aachen, Regensburg, Salzburg und Graz) nimmt sich der Autor vor, um dem Verschwinden der jeweiligen Königinnen nachzugehen. In Schikanders Regieanweisungen hatte es geheißen, daß sich am Schluß „das ganze Theater in eine Sonne“ verwandeln soll. Ein bestürzende Vorstellung, wenn man bedenkt, daß rund um die angesprochenen Inszenierungen der reale Weltenbrand herrschte.
Anders als bei dem „Philosophen B.“ (hinter dem sich Ernst Bloch verbirgt) brennt es bei Kofler aber auch im Inneren des Stückes. Mozarts Endsieger im Kampf gegen die Finsternis gilt dem Autor nicht als der weise und gütige Herrscher einer gerechten Welt; SAraStro ist schon allein deshalb suspekt, weil SA und SS in seinem Namen stecken. Das Licht Sarastros ist nicht das ursprüngliche Licht Apolls, es ist das Licht einer brutalen, apollinischen Herrenpartie. Die Königinnen der Nacht fallen diesen Herren nicht nur drinnen im Theaterraum, sondern auch draußen in der Wirklichkeit zum Opfer. Von Sarastros real existierenden Helfern werden sie für ihre diversen Verfehlungen (wie der Titulierung des Nazikompositeurs Fidelio F. Schminke als Fidelio Schmutz-Finke) teilweise noch aus der Garderobe heraus verhaftet und „fortgebracht“.
Ganz am Ende wohnt den Koflersschen Short Cuts, die in der Strenge ihres formalen Arrangements umso wirkungsvoller sind, eine herzzerreißende Liebesgeschichte inne. Quälend und bohrend bleibt an ihrem Ende die Frage: „Was geschah nun wirklich mit der Königin der Nacht?“