Zum Aufbau der kurzen, aber vielschichtigen Erzählung: Der Ich-Erzähler und sein Sekretär fliegen an einem Februarmorgen vom kalten, vereisten Klagenfurt nach Lissabon, um sich auf die Suche nach Pessoa und Svevo zu machen. Der Ich-Erzähler diktiert seinem Sekretär Eindrücke und Empfindungen der portugiesischen Reise, erzählt aus dem Leben der beiden Autoren und denkt über das Schreiben nach. Daraus ergibt sich ein feines, färbiges Mosaik, eine angenehm zu lesende Erzählung.
Das neue Buch von Gstättner (gleichzeitig der erste Teil einer Trilogie mit dem etwas mißverständlichen Titel „Die Nichtstuer des Südens“) ist eine Hommage, eine Liebeserklärung an zwei vergessene und wiederentdeckte Autoren: Aber sie haben, ohne voneinander zu wissen, der Welt als gewissermaßen anonyme Giganten Werke hinterlassen, die mehr über das Schicksal der Menschheit und ihre Tristesse und Fatalität aussagen als die Menschheit selbst. Sie tun das unaufdringlich, aber gewaltig. Sie tun das erhaben, alle und alles umfassend und endgültig. Pessoa und Svevo hätten viel miteinander zu tun, wenn sie miteinander zu tun gehabt hätten.
Poetisch schön sind die Reisebeschreibungen des portugiesischen Land und Lebens, streckenweise grandios erzählt, ein Hineinatmen in die Seele Portugals. Die „Februarreise an den Tejo“ ist ein Buch, das zur Sonne drängt, dem Licht zu, entspannt erzählt, eine Sommerliebe, ein Sehnsuchtsbuch.
Störend nur der kleinkarierte, die Harmonie der Erzählung störende Seitenhieb von Gstättner auf den berühmten Zunftgenossen: Aber hat mich umgekehrt nicht auch die lächerliche Umständlichkeit von Niemandsbuchtlersätzen laut auflachen lassen vor lauter Schadenfreude! Diese Erhabenheitsverbissenheit!
Zu schnell ist der Leser am Ende des Buches angelangt, gerne hätte man sich weiter der Lektüre hingegeben. Der endgültige Zugang zu Svevo und Pessoa bleibt verwehrt, wie einst scheint eine unüberwindliche Wand zwischen Autoren und Lesern gezogen. Nur die Vorzeichen haben sich gewendet: Hat sich damals das Publikum den Autoren verweigert, so muß der Leser am Ende des Buches akzeptieren, daß sich Svevo und Pessoa den neugierigen Augen und Ohren entzogen haben, daß sie unter sich geblieben sind: „So, mein lieber Ettore! Nun kann uns niemand mehr hören, nun sind wir ungestört. Kommen wir also zum Wesentlichen!“