#Roman

Dame sticht Bube

Christine Grän

// Rezension von Karin Fleischanderl

Der Titel Dame sticht Bube enthält bereits die Quintessenz des Buches.
In vielen Kartenspielen steht die Dame über dem Buben, sie zählt mehr Punkte und gewinnt so das Spiel. Wie sie den Buben in dieser Geschichte austrickst ist höchst delikat und raffiniert.

Christine Grän, bekannt vor allem durch ihre Anna Marx Krimis, die vom deutschen Fernsehen auch verfilmt wurden, schildert in ihrem neuen Roman die Geschichte von Dr. Eva Röhm. Die Rechtsmedizinerin stammt aus einem kleinbürgerlichen Kaff in der österreichischen Provinz. Als Arzttochter verbringt sie eine unbeschwerte Kindheit und erkennt schon früh, daß die Lüge das Zusammenleben der Menschen bestimmt. So erklärt sie diese auch zu ihrer eigenen Waffe, indem sie ihren MitschülerInnen, später ihren Partnern und ArbeitskollegInnen absurde Geschichten auftischt und sie damit oft vor den Kopf stößt. Auf diese Weise rebelliert sie gegen die kleinbürgerliche Denkweise ihrer Umgebung.

Im Anschluß an die Matura verbringt sie einen Sommer in London und beginnt im darauffolgenden Herbst in Wien das Medizinstudium. Sie enttäuscht die Erwartungen ihrer Eltern, weil sie nicht die Praxis des Vaters übernimmt, sondern sich für die Rechtsmedizin entscheidet. Mit dem Tod kennt sie sich aus, er ist ihr Lebensunterhalt.

Nach einigen Affären trifft sie den Mann ihres Lebens. Fabian ist angehender Jurist und entstammt einer konservativen Münchner Familie. Er ist sensibel, ein wenig verrückt und hat die gewisse Härte, wie sie Karrieremenschen eigen ist. Nach einigen Umwegen findet schließlich die Hochzeit in Evas Heimatort statt. Anschließend lebt das junge Paar in München.
Während Eva tagtäglich Leichen seziert – Unfallopfer, Selbtmörder etc. -, entwickelt sich ihr Mann zum erfolgreichsten Scheidungsanwalt Münchens. Die Ehe verläuft zunächst harmonisch, doch bald entdeckt Eva, daß Fabian sie mit halb München, selbst mit ihren besten Freundinnen, betrügt.
Bei einem Abstecher nach Wien wird sie ungeplant von Fabian schwanger, doch vermag auch der gemeinsame Sohn die mittlerweile zerrüttete Ehe nicht mehr zu kitten. Als bei der Scheidungsverhandlung das Sorgerecht ihrem Mann zugesprochen wird, bricht für Eva eine Welt zusammen. Sie verliert alles, was ihr im Leben wichtig ist. Monate später, bei einem Versöhnungstreffen mit ihrem Ex-Mann, nützt sie ihre Chance: Dame sticht Bube.

Eine äußerst spannende Geschichte, geschrieben mit viel Witz und Ironie.Sie handelt von der Doppelmoral heutiger Beziehungen, von der Unfähigkeit zu leben und zu lieben sowie von der nur allzugern gehörten Lüge, den Tod besiegen zu können.

Christine Grän Dame sticht Bube
Roman.
München: Albrecht Knaus, 1997.
413 S.; brosch.
ISBN 3-8135-0042-X.

Rezension vom 14.08.1997

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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