Im Fragment „Das Geständnis“ ist der gesamte literarische Kosmos Gerold Foidls exemplarisch umrissen. Ein Eishockey-Spieler sitzt in Untersuchungshaft, ihm wird vorgeworfen, seinen Bruder, einen erfolgreichen, aber schleimigen Politiker, umgebracht zu haben, aber der Ich-Erzähler wird sich keinesfalls zu einem Geständnis irgendwelcher Art hinreißen lassen und „standhalten“. In diesem Text kommen die Thesen des Gesamtwerkes zum Vorschein: Der Feind sitzt immer in der Familie. Die größte Bedrohung geht von Familienmitgliedern aus. Die Innenwelt der Familie ist das Gegenteil des Bildes, das sie nach außen vermittelt. In der Provinz ist kein Atmen möglich, weil alles auf Schein aufgebaut ist.
In „Alleinsein“ erscheint während eines kurzen Aufenthaltes die Heimatstadt unerträglich, der Heimkehrer wird sowohl von der Familie als auch von den diversen Provinz-Cafés ausgestoßen.
„Heimgang“ thematisiert das Sterben der Mutter, „Entfernung“ berichtet von der Todesangst des Vaters. Das Verhältnis zu den Elternteilen ist für den Erzähler jeweils kühl und seltsam teilnahmslos. „Etwa eineinhalb Stunden danach mußte er sich eingestehen, daß die Erschütterung sich schon einen guten Teil von ihm entfernt hatte. […] Er wurde das Gefühl nicht los, als habe er das schon eine Weile im voraus gewußt.“ (S. 59)
Eine wichtige Station im Leben Gerold Foidls macht sein Mexiko-Besuch aus. Wegen einer Beinverletzung, die den Aufenthalt empfindlich zwischen Sepsis und Stumpfheit eingrenzt, wird die Aufmerksamkeit merkwürdig irdisch und beschwerlich. Einem Studenten gibt Foidl den Rat, sich um Sartre, Camus, Kafka, Faulkner, Hemingway oder Beckett zu kümmern, weil sich über diese Autoren Referate in einem fernen Land halten ließen. Dorothea Macheiner bemerkt in ihrem Nachwort, daß sich Gerold Foidl selbst an diesen Autoren orientiert habe.
Das Schlußkapitel gilt dem Tod, Foidl kämpft gegen die Tabuisierung seines Lungenkrebses durch die Ärzte, er will „standhalten“ und beschreibt seine Blutstürze mit der bockigen Ergebenheit von Franz Kafka.
Selbst für Leser mit unausgeprägtem Schicksalsbegriff ist es erstaunlich, daß die drei wichtigsten Osttiroler Schriftsteller – Gerold Foidl, Johannes Trojer und Christoph Zanon – in ziemlich jungen Jahren an Krebs verstorben sind. Die Ritualisierung der Politik als gottgewollt, die Einkesselung Osttirols durch die eigenen Gedanken, der Ausweg aus dem Land nur über Korridore macht vielleicht das Schreiben für Osttiroler unerträglich oder todgefährlich.
Die Gesamtausgabe der Werke Gerold Foidls ist ein wichtiges Dokument für die Beschreibung einer Provinzkultur, wo der Sprung zwischen Eingottglaube und Eingwegkonsum tödlich endet.
Standhalten ist über die rein ermunternde Parole hinaus ein Zustand, in dem sich die Literatur erstmals verfestigt und in einem feindlichen Areal dem provinziellen Machtapparat paroli bietet.