Nicht in allen seinen Texten hat der Autor, der vor allem als Journalist, als reger Mitarbeiter in Zeitungen und Zeitschriften („Die Pestsäule“) sowie bei Rundfunk und Fernsehen hervortrat, solch sprachliche Prägnanz erreicht. Zu oft lesen sich die Erzählungen wie rasch liberalisierte Zeitungsnachrichten, bei denen es vor allem um eines geht: Begründungen und Erklärungen der „bad news“ zu liefern. Die Figuren gewinnen kaum Eigenleben, sind Träger der Botschaft, einer vordergründigen Psychologie. Das Zuviel an Gesagtem aber lähmt den Leser, blockiert die Phantasie, verhindert seine Fragen. Dennoch, trotz manch allzu plausibler Antworten – Federmann ist es daran gelegen, hinter die Fassade der Gesellschaft zu schauen. Und die ist meist erschreckend „normal“ und bürgerlich. Es läuft wie geschmiert, so halt, als wär‘ nichts geschehen.
Der 1923 in Wien geborene Autor, der im Umkreis der Zeitschrift „Plan“ seine ersten Gedichte und kleine Prosa veröffentlichte, später Mitglied der Gruppe 47 und des PEN war, erweist sich in allen seinen Geschichten als ein Aufklärer, dazu als gelehriger Schüler Sacher-Masochs, dessen Schriften er herausgab.
Psychologisches, sei es durch Träume, Phantasien, Erinnerungen, werden zur zweiten, ebenso wirklichen Realität seiner Helden und ihres verkorksten Lebens. Hier sind die Abgründe, die den Geschichten noch heute ihre Aktualität verleihen. Hier ist der Leser nicht nur aufgefordert, Botschaften zu vernehmen (wie in den eher marginalen Texten „Den Gashahn aufgedreht“ oder „Der verlorene Vater“), sondern seine Urteile zu überdenken.
Da lebt ein junger Mann als Durchschnitts-Gymnasiast und ist doch schon ein gewiefter Kleinkrimineller, dessen Verachtung der Bürgerlichkeit dumm-dreist in ebendieselbe umschlägt; oder man gibt dem Ehepartner recht bis zur Selbstverleugnung und mörderischem Haß. Man passt sich an, macht mit, aus kleinlichen Vorteilen heraus. Gerade der familiäre Alltag ist voller Abgründe und Gewaltphantasien, Biedermann und Brandstifter gehen eine fatale Allianz ein.
Man darf sich fragen, ob diese in den 50er und 60er Jahren geschriebenen Geschichten vielleicht schon damals ein etwas veraltetes Bild von Österreich zeichneten. Heute jedenfalls wünschte man sich, daß ihr Zeitkolorit deutlicher herauspräpariert, präziser gezeichnet wäre, und der Erzähler häufiger den Mut zur Groteske und distanzierenden Ironie gezeigt hätte.
„Alles ist eine Sache der Gewohnheit“, heißt es am Ende einer Geschichte. Wer möchte bei so viel behaglicher Anpassung à la Österreich nicht loben, daß das System noch immer funktioniert?