Melodiös tritt uns gleich zu Beginn ein Zyklus von „Liebes- und Lobgedichten“ entgegen, die, am „so, wie, und, oder“ aufgefädelt, ihre eigenwillige Rhythmik entfalten. Beharrlich umkreist das lyrische Ich die Dinge der Natur und ihre Erscheinungen, als ob es die Eindrücke aufnehmen wollte und ihrer (aus allzu großer Ehrfurcht) doch nicht ganz sicher wäre. Wie etwa in dem Gedicht „Und die Kirschbäume“, wo sich sein Zögern dergestalt niederschlägt: „Und die Kirschbäume werde ich / Und in die Sprache tragen, so wenn sie / Und stehen entlang einer Strasse oder / Verteilt an einem Hang ein Hain so wären.“
Selten verirrt sich eine Metapher in Donhausers Naturlyrik, z. B. wenn die „Kamine dampfen, ozeanisch“. Sogleich aber kehrt er zurück zu einer nüchternen Mimesis, die den Dingen vom „Brotkorb“ zum „Automobil“ keinen zweiten Sinn unterlegt und sie folglich für sich selbst sprechen lässt. Allein Alliterationen und ein charakteristisches Singen ohne Ach und Weh, aufgezeichnet mit großer formaler Strenge, erlaubt der Dichter der dargestellten Welt.
In die von großer Gleichmut getragenen ländlichen Tableaus drängt sich dann und wann auch die lärmende Gegenwart. Der Grundton von Donhausers kontemplativer Dichtung bleibt freilich eine Harmonie, die sich gegen naturmystische Anwandlungen oder gar Klischees verwehrt.
Dieser Vorzug bedarf allerdings einer Anstrengung, die sich der Lektüre entzieht. Aus den beiläufig erwähnten „paar aphoristischen Sätzen, die also dann seine Kunst waren“, lässt sich der langwierige Schaffensprozess einer Lyrik erahnen, die auch im Prosagedicht („Siebzehn Diptychen“) wie selbstverständlich zu Hause ist.
Gelegentlich nennt Donhauser Ortsnamen oder zitiert Dichter, meist aber verweilt er im Allgemeinen und evoziert Stimmungen, die dem sozialen und politischen Kontext enthoben sind und auf diese Weise das Nahe und Entfernte in eine wohltuende lyrische Geborgenheit tauchen.
Es ist das Vertrauen auf die heilende Kraft des Schauens, die diesen Versen innewohnt und die im Dialog mit den „Dingen am Weg“, denen sich der Dichter „[…] mit ein wenig Zuneigung und/ein wenig Gleichgültigkeit […]“ zuwendet, beschworen wird.
Alles in allem zeichnet Donhausers Sammlung ein sparsamer Umgang mit althergebrachten Stilmitteln der Poesie aus, der es gelingt, zum ursprünglichen Klang der Dinge und ihrer Suggestivkraft vorzudringen. Dass Lyrik wie jegliche Literatur letztlich Arrangement und Auswahl bedeutet, daran lassen, wie gesagt, auch Donhausers poetische Epitaphe keinen Zweifel. Aber seine Sprache ist leiser, unaufdringlicher und erlischt gleichsam als Gipfel der Zurückhaltung auf der leeren letzten Seite, welche die Zahl 191 trägt.