Cernyak-Spatz stammt aus einer gut situierten Wiener jüdischen Familie. Ihr Vater Ernst Simon Eckstein war Artillerieoffizier und Inhaber einer Großhandlung für Grußkarten. Ihr Großvater war Vorstandsmitglied des Vereinstempels in der Dollinergasse in Wien-Döbling.
1929 übersiedelte die Familie nach Berlin, wo sie die Synagoge in der Prinzregentenstraße besuchte. (Es war eine liberale, nicht wie die Autorin schreibt, eine Reformsynagoge, denn es gab nur eine Reformsynagoge in Berlin, in der Joachimstalerstraße). Deren Rabbiner Joachim Prinz wurde später in den USA als Präsident des American Jewish Congress einer der prominentesten jüdischen Führer und politisch aktivsten Rabbiner.
1936 ging die Familie nach Wien zurück, wo sie in Döbling wohnte und wo Cernyak-Spatz das Döblinger Mädchengymnasium in der Billrothstraße besuchte. Im März 1938 flohen die Ecksteins nach Prag. Im Buch stellt sich die Autorin die Frage, warum ihr Vater trotz seiner zionistischen Gesinnung niemals erwogen hatte, nach Palästina zu übersiedeln und vermutet, daß ihre Mutter sich dagegen wehrte. In Prag lernte Cernyak-Spatz viele neue Freunde kennen, unter ihnen der Pianist Gideon Klein, die alle später ermordet wurden.
Einen Tag vor Kriegsausbruch gelang ihrem Vater die Flucht in den Westen. Mutter und Tochter konnten ihm nicht mehr wie geplant folgen. Ihr Vater überlebte in Brüssel, während ihre Mutter in Theresienstadt starb.
Nach der Befreiung erfuhr Cernyak-Spatz durch einen Zufall, wo ihr Vater lebte und fuhr zu ihm nach Brüssel. Dort lernte sie einen amerikanischen Soldaten kennen, den sie heiratete und dem sie im Juli 1946 in die USA folgte. Sie zog drei Kinder groß, ließ sich scheiden und begann in den Sechziger Jahren mit ihrem Studium. 1971 promovierte sie mit einer bei Peter Lang veröffentlichten Disseration über „German Holocaust Literature“. Ihr Supervisor war Ruth Klüger, damals noch Ruth Angress. Danach lehrte sie bis zu ihrer Emeritierung deutsche Literatur in Charlotte in North Carolina.
Cernyak-Spatz‘ offene und genaue Schildung der vielen demütigenden Einzelheiten ihres Überlebens in Auschwitz machen ihr Buch zu einem besonders eindringlichen und authentischen Zeugnis eines Grauens, dessen letzte Zeugen in wenigen Jahren nur mehr in Film- oder Buchform zu uns sprechen werden können. Eine deutsche Übersetzung des Buches wäre gerade in Wien, der Geburtsstadt der Autorin, sehr erwünscht. Dann sollten auch zwei kleine Fehler in der Schreibweise von Eigennamen korrigiert werden: Dollinergasse statt Dolinagasse und Heinar Kipphardt statt Heino Kipphard.