Die vorliegende Erzählung ist nach einem erfolgreichen Bühnenstück Blaikners entstanden. So ist es nicht verwunderlich, daß seine Regieanweisungsprosa ihre Herkunft vom Theater kaum verhehlen kann (vgl. S. 17: „Leicht angesäuselt […] steigt sie aus ihrer Flasche und torkelt herum. Sie sieht aus wie einer dieser typischen Flaschengeister, die man aus den orientalischen Märchen kennt.“). Der Reiz der Geschichte basiert auf einer Fülle von skurrilen Gestalten, die ihre Konflikte in einer turbulenten Szenenfolge miteinander austragen; auf der einen Seite stehen etwa der quirlige Lord Kielkropf, die zum Suff neigende Frau Flaschengeist Dschinn oder Brownie, der hilfreiche Geheimagent-Geist; auf der anderen Seite sind der gierig-tumbe Bürgermeister und sein Gemeindesekretär allemal für Lacher gut, wenngleich letzterer vor allem aufgrund zweier körperlicher Gebrechen (Sprachfehler, Farbenblindheit) den Clown zu spielen hat.
Doch es ist eben eine Sache, etwas für Augen und Ohren zu präsentieren, und eine ganz andere, ein Geschehen narrativ aufzubereiten. In dem Bemühen, das Gezeigte in Zusammenhänge zu stellen und evidente Sachverhalte zu erklären, ist mit dem Autor immer wieder das (meist psychologisierende) „Überdrüber“-Formulieren durchgegangen, wie mit Brownie die „Überdrübersysteme“ aus seiner „Trickkiste“ (S. 26). Was dann zwischen die Dialoge gerät, liest sich in Extremfällen wie folgt: „Deshalb also diese Taktik der rührseligen Zuneigung, Lord Kielkropf ist im Bilde.“ (S. 19) Kinder werden das bei der Lektüre (oder bei Vorlesungen) nicht ohne weiteres sein. Denn es sind keineswegs nur einzelne Passagen, die von solchen stilistischen Umständlichkeiten geprägt sind. Schon der allererste Absatz enthält viel zu viele Einschübe, Relativierungen und didaktische Abschweifungen, was dem jungen Zielpublikum den Einstieg in den Text nicht gerade erleichtert. Auch von einer „Flüssigkeit, die man Schnaps nennt“ (S. 15) oder einem „Fußball, den man Kopf nennt“
(S. 22) zu lesen, ist eher manieriert als lustig. Wenn sich mitunter noch Ausdrucksfehler dazu gesellen (im zweiten Absatz ist beispielsweise von einem „Nachbarort“ (S. 5) die Rede, als handelte es sich beim zuvor völlig anders geschilderten Schauplatz plötzlich um ein Dorf, dessen Einwohner sonntags gegenseitige Anstandsbesuche zu absolvieren pflegen), dann wird das Ungelenke der sprachlichen Gestaltung deutlich. Warum hat der Erzähler nicht mehr der unmittelbaren Wirkungskraft der von ihm ersonnenen Situationen vertraut? Warum betont er beispielsweise alles, was wir „komisch“ finden sollen (vgl. S. 21: „dieser komische Unbekannte mit einem komischen Lacher“; S. 30: „dieses komische Schauspiel“ usw.)?
Außerordentlich gelungen ist hingegen die gesamte Aufmachung der „Medienkombination“(S. 64). Die zahlreichen Illustrationen von Wilhelm Lukarsch ergeben nicht einfach ein herkömmliches Bilderbuch, sondern vielmehr eigenständig-witzige Bild-Kommentare zum Text, in denen die Charaktere der Figuren und ihre Beziehungen zueinander mit ans Karikaturistische grenzenden Mitteln trefflich zum Ausdruck gebracht werden.
Ein Volltreffer ist auch die beiliegende CD, deren originelle, rhythmisch und stilistisch ganz auf die unterschiedlichsten Charaktere abgestimmten Musiknummern von Cosi M. Goehlert das Ganze in ein veritables Kinder-Musical verwandeln. Die Konzeption und Ausführung der Lieder ist jedenfalls so gelungen, daß man der Geschichte alleine beim Abhören der CD durchaus folgen kann. Hatte man etwa von vornherein Zweifel an der Lust der Kinder, das Buch mehrmals zu lesen?