Schauplatz des Krimis ist Peshawar, eine Stadt im Norden Pakistans. „Eingehüllt in eine gelbliche Wolke aus Staub und billigem Benzin, breitet sich diese Stadt zwischen Wüste und Gebirge aus, zwischen strengen religiösen Dogmen, kaltblütiger Kriminalität und feudaler Allmacht. Dschingis-Khan würde sich hier wohl fühlen. Karl Marx auch.“ (S. 9) Amerikaner aber nicht, möchte man hinzufügen, denn die Stadt ist weder dem Geschäftsreisenden Mickey geheuer, der auf mysteriöse Weise verschwindet oder gar einem Mord zum Opfer gefallen ist, noch seiner Schwester, die sich auf die Suche nach ihm macht. Ein Serienmörder ist am Werk, der es vor allem auf prominente Männer abgesehen hat. Und die Hauptfigur des Romans, die schöne Fatima, ist auch keine Figur aus Tausend und einer Nacht. Sie ist in die Fänge eines widerlichen Fernsehpredigers geraten und wird heimlich zur Edelprostituierten, sie braucht Geld für Abtreibung und Flucht
Orientalischen Liebreiz und Exotik zu vermitteln, ist Cheryl Benards Sache nicht. Neben aller gekonnt aufgebauten Krimispannung geht es vor allem um die Situation der Frauen in Pakistan. Diese Verbindung von Facts und Fiction erinnert von der Rezeptur her an die Erfolgsstory „Nicht ohne meine Tochter“. „Der Tod der Gazelle“ kommt ohne Gefühlsduselei und ohne aufdringliche feministische Grußbotschaften aus. Der ambitionierte Ton und die feinen ironischen Brechungen machen den Text zu einer spannenden und vergnüglichen Lektüre.