In Martin Amanshausers jüngsten Roman Alles klappt nie begegnen wir allerlei bekannten Figuren aus der österreichischen Öffentlichkeit – und sind sie auch ein wenig gealtert in den fünfzehn Jahren, die die Romanwirklichkeit von ihrem Erscheinen auf dem Buchmarkt trennen, so haben sie sich insgesamt doch kaum verändert. Machtstreben, Opportunismus und ähnlich gute Eigenschaften scheinen sich mit den Jahren nur noch zu verstärken, und so manche Träume ebenfalls. Ex-Astronaut Viehböck wartet seit Jahrzehnten auf den Moment, noch einmal ins All zu fliegen. Und nun mehr denn je, zumal seine junge Ehefrau sich derzeit ebendort befindet.
Konkurrent Rogan, Ex-Schwimmmeister, Arzt und Traumschwiegersohn scheint aber das Rennen ins All zu machen – bis der ausrangierte russische Satellit CCCP der Magna Station in die Quere zu kommen droht. Eine Kollision kann fatale Folgen haben. Also darf der gesundheitlich angeschlagene Viehböck doch noch einmal starten, schließlich hat er Erfahrung mit sowjetischer Raumfahrttechnik.
Allerdings will er keineswegs die von Stronach geforderte „Operation Bypass“ ausführen und dem Satelliten ausweichen, sondern er hegt ganz andere Pläne. Die kleine Magna Station soll ein einziges Mal in ihrer Existenz dazu beitragen, die Wissenschaft weiterzubringen. Das ist allerdings nicht so einfach, denn: „Der Kurs eines trudelnden Objekts ist schwer zu berechnen.“ Und alles klappt sowieso nie.
Größenwahn, Dilettantismus und jede Menge sympathischere menschliche Schwächen tanzen in diesem satirischem Weltraumroman zwischen Himmel und Erde zu üppiger Barockmusik. Die Figuren werden zuweilen etwas lächerlich gemacht, aber niemals platt; die Tragikomik liegt wohl vor allem darin, dass tatsächlich oft die unsinnigsten Entscheidungen die weitreichendsten sind. Von einem Magna Weltraumfahrtsprogramm, das geführt wird „wie ein Busunternehmen“, sind wir vermutlich weniger weit entfernt als es scheint … Nur, eines ist klar: wenn es brenzlig wird, dann braucht man doch wieder die Russen oder die NASA, sprich: Vater Staat.
Anhand der Weltraumthematik und einer eigentlich recht einfachen Story zeigt Martin Amanshauser ein kompliziertes Beziehungsgeflecht gegenseitiger Abhängigkeiten, das Entstehen von Intrigen und Machtverhältnissen. Kleine alltägliche zwischenmenschliche Spielchen und Egoismus in allen Schattierungen. Wer Oberwasser behält, das spiegelt sich im Detail.
Und im Detail liegt auch die Qualität des Romans, im genauen Beobachten von Handlungsweisen mit mehr oder weniger niedrigen Beweggründen, die präzise und nicht selten humorvoll beschrieben werden.
Der Roman ist weniger rasant erzählt, als wir es von Amanshauser gewohnt sind, dafür frech und frisch und subtil. Die Figuren gewinnen an Tiefe, wenn der Autor mit dem Image spielt, das sie bisher in der Öffentlichkeit genossen haben. Wie schon in seinem 2001 erschienenen Roman „Nil“ bewegen wir uns auch in Alles klappt nie in nicht allzu ferne Zukunft, und nach dem amerikanischen Intermezzo „Chicken Christl“ (2004) ist der jüngste Roman auch wieder vor allem in Österreich angesiedelt – sofern er denn überhaupt auf der Erde spielt. Stilsicher erzählt und flüssig zu lesen, spannend und amüsant ist auch dieser Roman – und am Ende gewinnt er noch einmal gewaltig an Tempo. covered by diz and Lee Hazelwood