#Sachbuch

Stefan Zweig. Bilder Texte Dokumente

Klemens Renoldner, Hildemar Holl, Peter Karlhuber (Hg.)

// Rezension von Kristina Pfoser

In Rekordauflagen gedruckt, in mehr als 50 Sprachen übersetzt, vielfach verfilmt und bearbeitet, ist das Werk Stefan Zweigs zwar weltberühmt, von der Germanistik und Literaturkritik wurde es aber lange Zeit erstaunlich wenig beachtet. Nach seinem 100. Geburtstag im Jahr 1981 und vor allem nach seinem 50. Todestag wurde Egon Schwarz‘ Diktum vom „ehedem weltberühmten, inzwischen aber halb verschollenen Dichter“ gründlich widerlegt: Das Stefan Zweig-Jahr 1992 bescherte uns neben einer großen Salzburger Ausstellung zahlreiche Publikationen, Symposien, Vorträge, Lesungen, Fernseh- und Radiosendungen.

Stefan Zweig stammt aus einer jüdischen Wiener Familie. Schon während seines Studiums an der Wiener und der Berliner Universität fand er erste Anerkennung als Schriftsteller und Übersetzer. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Spanien und Algier, nach Ceylon und Benares, Rangun und Hinterindien, in die USA und nach Kanada. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ sich Zweig in Salzburg nieder, wo er bis zu seiner Emigration lebte und seine erfolgreichsten Biografien und Novellen schrieb. 1934 ging er ins Exil, wurde britischer Staatsbürger, wanderte weiter nach Brasilien aus – 1942 nahm er sich in Petropolis bei Rio de Janeiro gemeinsam mit seiner zweiten Frau das Leben.

„Als einzige Arbeit erzähle ich mir (und später andern) mein Leben, das eines Europäers und Juden in dieser Zeit“ schrieb Zweig 1940 in einem Brief, zwei Jahre vor seinem Tod. Diese Lebensgeschichte als Zeitgeschichte wurde vor einigen Jahren von Klemens Renoldner, Hildemar Holl und Peter Karlhuber in einem umfangreichen, opulent ausgestatteten Text-Bildband dokumentiert, den der Salzburger Residenz-Verlag jetzt auch in einer erschwinglichen Broschur-Ausgabe herausgebracht hat. Aus Briefpassagen, Textstellen aus dem literarischen Werk und zahlreichen Fotos wurde eine berührende Dokumentation gestaltet. Leben und Werk, private und politische Biografie des Dichters werden im Kontext der europäischen Geistesgeschichte präsentiert. Theodor Herzl, Bertha von Suttner, James Joyce, Sigmund Freud, Joseph Roth – gesehen aus dem Blickwinkel Stefan Zweigs – vertreten in einzelnen Kapiteln jene europäischen Intellektuellen, deren Denken sich Zweig zeit seines Lebens verbunden fühlte. Diesen Erinnerungen sind fünf autobiografische Texte und zahlreiche – teils bisher unbekannte – Dokumente und Fotos beigegeben, die Stefan Zweig in seiner „Welt von Gestern“ zeigen. „Ein höchst fragmentarisches Mosaik“ schreibt Klemens Renoldner in seinem Nachwort. „Einige Steine dieses Mosaiks wurden neu gesetzt, ältere vermögen in dieser Darstellung vielleicht wieder frisch zu leuchten.“

Klemens Renoldner, Hildemar Holl, Peter Karlhuber (Hg.): Stefan Zweig. Bilder Texte Dokumente.
Salzburg, Wien: Residenz, 1993/1997.
224 Seiten, broschiert.
ISBN 3-7017-1096-1.

Rezension vom 13.01.1998

Originalbeitrag. Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser:innen verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.

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