Stefan Zweig stammt aus einer jüdischen Wiener Familie. Schon während seines Studiums an der Wiener und der Berliner Universität fand er erste Anerkennung als Schriftsteller und Übersetzer. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Spanien und Algier, nach Ceylon und Benares, Rangun und Hinterindien, in die USA und nach Kanada. Nach dem Ersten Weltkrieg ließ sich Zweig in Salzburg nieder, wo er bis zu seiner Emigration lebte und seine erfolgreichsten Biografien und Novellen schrieb. 1934 ging er ins Exil, wurde britischer Staatsbürger, wanderte weiter nach Brasilien aus – 1942 nahm er sich in Petropolis bei Rio de Janeiro gemeinsam mit seiner zweiten Frau das Leben.
„Als einzige Arbeit erzähle ich mir (und später andern) mein Leben, das eines Europäers und Juden in dieser Zeit“ schrieb Zweig 1940 in einem Brief, zwei Jahre vor seinem Tod. Diese Lebensgeschichte als Zeitgeschichte wurde vor einigen Jahren von Klemens Renoldner, Hildemar Holl und Peter Karlhuber in einem umfangreichen, opulent ausgestatteten Text-Bildband dokumentiert, den der Salzburger Residenz-Verlag jetzt auch in einer erschwinglichen Broschur-Ausgabe herausgebracht hat. Aus Briefpassagen, Textstellen aus dem literarischen Werk und zahlreichen Fotos wurde eine berührende Dokumentation gestaltet. Leben und Werk, private und politische Biografie des Dichters werden im Kontext der europäischen Geistesgeschichte präsentiert. Theodor Herzl, Bertha von Suttner, James Joyce, Sigmund Freud, Joseph Roth – gesehen aus dem Blickwinkel Stefan Zweigs – vertreten in einzelnen Kapiteln jene europäischen Intellektuellen, deren Denken sich Zweig zeit seines Lebens verbunden fühlte. Diesen Erinnerungen sind fünf autobiografische Texte und zahlreiche – teils bisher unbekannte – Dokumente und Fotos beigegeben, die Stefan Zweig in seiner „Welt von Gestern“ zeigen. „Ein höchst fragmentarisches Mosaik“ schreibt Klemens Renoldner in seinem Nachwort. „Einige Steine dieses Mosaiks wurden neu gesetzt, ältere vermögen in dieser Darstellung vielleicht wieder frisch zu leuchten.“