Gewürdigt wird vor allem Hans Weigels Rolle als Förderer junger Autoren im Nachkriegs-Wien, der Hans Weigel, der jungen Talenten in seinen Stimmen der Gegenwart ein erstes Forum bot und die heute zu den wichtigsten Anthologien der 50er Jahre zählen.
Neben den Autoren waren es die Schauspieler, denen das Interesse des „gerechten und ungerechten Kritikers“ gegolten hat. „Ohne den Hans Weigel wären wir verloren gewesen“, schreibt etwa Cornelia Froboess, „Er hat uns wüst beschimpft, wenn wir träge waren und den bequemen Weg gehen wollten. (..) Er war der einzige, der uns zuhörte und uns zutraute, was wir uns selbst nicht zugetraut hätten.“ Und Otto Schenk merkt an: „Er war mein erster Überschätzer.“
In Dialog mit Hans Weigel treten auch Marcel Reich-Ranicki, der seinen Geburtstagsartikel zum 80er beisteuert, oder Ulrich Weinzierl, der in einer Laudatio nebenbei schildert, wie ihn Hans Weigel in die Arme von Reich-Ranicki getrieben hat.
Anekdoten und Erinnerungen runden das Bild ab: Da schildert Helmut Lohner seinen Auftritt im Café Raimund, als er – nach einer literarischen Wette – auf Knien den Hamlet-Monolog rezitierte. Oder der Schriftsteller und Hörspielregisseur Wolfgang Kudrnofsky erinnert sich an seine Zeit als „Weigel“-Chauffeur – mitunter mit der Vespa: „Die Abrechnung zwischen uns war einfach. Wenn er mir was Gutes getan hatte, wie die Sache mit den Fotomontagen (von Ilse Aichinger bis Harald Zusanek hatte ich sie alle porträtiert, diese Stimmen der Gegenwart für die Zukunft), bekam Hans ein Stricherl-Guthaben: 50 Stricherl für den Foto-Auftrag. Für jede Rollerfahrt wurde dann umgekehrt ein Stricherl abgerechnet, für jeden Autotransport drei.“
Bei aller Bewunderung und Dankbarkeit bleibt in dem Band Im Dialog mit Hans Weigel auch Platz für kritische Würdigung: „Seinen oft apodiktisch und verletzend vorgetragenen literarischen Urteilen konnte ich mich nicht immer anschließen,“ merkt Norbert Leser an – „so wenn er den von mir so geschätzten Franz Grillparzer nur als halben Klassiker neben Raimund und Nestroy gelten ließ oder wenn er sich voll Spott über Anton Wildgans, dem er ursprünglich zugetan gewesen war, äußerte und damit in die Fußstapfen von Karl Kraus und Robert Musil trat, was mich als Wildgans-Fan und nachmaliger bzw. nunmehriger Präsident der Wildgans-Gesellschaft besonders kränkte.“ Aber auch dazu gibt es eine Kehrseite – in Sachen Brecht-Boykott fand Hans Weigel wieder Norbert Lesers Zustimmung.
Im Dialog mit Hans Weigel – ein Rückblick, ein Einblick in österreichische Kulturgeschichte nach 1945.