Seitens einer Literaturwissenschaft, die sich als eine kritische versteht, muß sich gegen eine solch nivellierende Sicht Widerstand regen. So verwehrt sich Karl Wagner in seinem Aufsatz gegen eine Lesart, die die Die Wolfshaut der postmodernen „New gothic“ zuschlägt. In der Gespenstergeschichte, die Lebert (und in Elfriede Jelinek hat er darin ja eine explizite Nachfolgerin gefunden) veranstaltet, kehrt neben religiösen Elementen stets auch die reale Geschichte zurück. In der Abwendung von der irdischen Profanität zeige sich Leberts ultimative Pointe: An den hiesigen Verhältnissen zerschellt jeder Ansatz zur Aufklärung.
Innerhalb dieses interpretativen Richtungsstreits ist auch der aufschlußreiche Essay von Theresia Klugsberger positioniert. Anhand eines von Lebert gefertigten Bauplanes zur Wolfshaut (der zum Schaden der Forschung aufgrund einer Verfügung der Urheberrechtsinhaber nicht faksimiliert werden durfte) wird die genaue Struktur des Buches greifbar; bis in die kleinsten Wetterdetails hat Lebert präzise Überlegungen getroffen. Der Kampf zwischen gut und böse erscheint innerhalb der Konstruktion als eine symmetrische Handlungsfolge. Auch das Ziel der Auseinandersetzung ist in der Struktur festgeschrieben: Das Böse läßt sich nicht überwinden, sondern bestenfalls verstehen.
Neben literarischer Vielschichtigkeit bietet Hans Lebert auch den Anlaßfall zu einer wirklich spannenden genealogische Spekulation: Franz Zeder geht in seinem biographischen Abriß dieser Spur nach. Die Mutter von Lebert könnte demnach eine Tochter von Kaiser Franz Joseph sein. Anna Nowak, die Großmutter, hatte dazu im Sommer 1882 notiert: „Der Kaiser besucht mich häufig. Ich mache eine furchtbare Entdeckung. Ich fühle mich schwanger. Heiliger Gott! Wie wird das enden, daß der Kaiser nichts merkt.“ Ob der Monarch etwas mitbekommen hat, ist unbekannt, jedenfalls hat er gezahlt: 50.000 fl., um die (für spätere Besuche) ein Haus mit gartenseitigem Geheimeingang gekauft wurde. Verifiziert ist das dazu passende Lebensmotto von Anna Nowaks angetrautem Mann. Über seinem Schreibtisch fand sich der Spruch: „Alles geht vorüber!“