Den Bogen des dramaturgischen Aufbaus der signifikanten Szenen setzt Ruiss bei den Briefbomben und dem Attentat von Oberwart (1994) an und spannt ihn von den Debatten über „Chefsache Kunst“ und Kulturbudget, „Gießkannenförderung“ und Buchpreisbindung, Rechtschreibreform und Zensurfälle bis zum breiten letzten Akt, der den Kulturkampf der FPÖ dokumentiert. Daß der Schluß offen ist, bezeugt nicht nur die Aussicht auf Band 2. Die Fortsetzung folgt schon: Soeben hat der FPÖ-Vorsitzende des parlamentarischen Kulturausschusses erklärt, daß Ruiss ja niemanden vertrete – Herr Krüger möge die Unterschriftenlisten im Anhang des Schwarz.Buches studieren; dort findet er eine große Anzahl jener Personen verzeichnet, die das kulturelle Leben dieses Staates ausmachen, der mit Kultur Staat machen möchte.
Die einzelnen Abschnitte des Bandes sind mit knappen erklärenden Einleitungen versehen, ansonsten freilich gilt ein dokumentarisches Prinzip, das vorteilhaft auf den moralischen Zeigefinger verzichten kann und zudem Lesegenuß sowie Erkenntnisgewinn in einem Nebeneinander (und Durchdringen) von Realitäten, Satire, Realsatire zu bieten vermag.
Die Realitäten sind jene Positionen, Zahlen und Größen, die den heimischen Kulturbetrieb – Ruiss blickt auch kurz nach Deutschland, in die Schweiz – bestimmen. Kost-Probe: „Nur 10,5 Prozent des österreichischen Kunstbudgets, das wiederum nur 0,15 Prozent des Gesamtbudgets ausmacht (’so billig ist eine Kunstnation zu haben‘) ist der Literatur gewidmet“ (Kurier, 3. 4. 1998); ein Viertel dieser „Ausgaben wurde nicht für Literatur, sondern zur Finanzierung von Kunstkuratoren, Filmkuratoren und anderen dem Haushalt der Kunstsektion zugeordneten Einrichtungen verwendet“ (Präzisierung Ruiss). Die entsprechenden Hinweise von Gerhard Ruiss bestechen meist in ihrer Prägnanz: „Das Gegenteil der professionell besteuerten Amateureinkommen österreichischer Künstler stellen die amateurhaft besteuerten professionellen Einkommen österreichischer Sportler dar“ (aus der Diskussion um die Steuerreform 1998/99).
Der in den kulturpolitischen Protokollen angeschlagene Grundton ist jener der Auseinandersetzung, die durchaus satirisch zugespitzt und gelegentlich aktionistisch sichtbar gemacht werden kann: GießkaOriginalbeitrag nnen-Präsentation gegen des Staatssekretärs Kritik an „Kleinförderungen“, „Tag des keinen Buches“ für Beibehaltung der Buchpreisbindung, IG Kolporteure in der Debatte um die Sozialversicherung und die Werkverträge…
Als „schwarze Komödie“ bezeichnet Gerhard Ruiss das in den neunziger Jahren gegebene Stück Kulturpolitik, das er protokolliert hat. Nachdem im Weißbuch (ein Sondierungsgespräch?) die Absichten für die nächste Zeit bekanntgegeben worden seien, stehe einer Rückkehr in den kulturellen und politischen Alltag nichts mehr im Wege; von diesem Alltag handelt das Schwarz.Buch.