So exploriert etwa der Historiker Siegfried Mattl die Konstruktion von „Urbanität“ einerseits durch die (medialen) Systemwelten der Konsumkulturen (Reklame und Kaufhaus, Film und Kino, Grammo- und Radiophonie) und andererseits durch die Netzwerke der städtischen Infrastruktur. Auf diese Weise kommen die parallel verlaufenden Rationalisierungsleistungen bei Transport und Kommunikation in den Blick: Zusammen schufen sie jene Paradoxie des technologisch avancierenden, ideologisch jedoch konservativen Lueger-Wien, welche sich als „Existenz von fordistischen Netzwerkstrukturen ohne gesellschaftlichen Fordismus“ spezifizieren lässt.
Mitten durch diese Paradoxie zieht sich Wolfgang Maderthaners und Lutz Musners gekonnt erzählte (und im Vorjahr bei Campus erfolgreiche) Geschichte der Formen und Funktionen der proletarischen Popularkultur. Zugespitzt und auf einen turbulenten Punkt gebracht zeigt Roman Horak anhand des Wien-Gastspiels der Josephine Baker (1928) die Kollision gesellschaftlicher Archaismen mit der populärkulturellen Moderne: Die farbige Tänzerin musste im Zuge des sogenannten „Negerskandals“ Bekanntschaft – wie der Satiriker Karl Kraus ätzte – „mit dem dunkelsten Zentraleuropa“ machen.