Vor kurzem noch ein Star, wurde Löhner-Beda schnell verdrängt und vergessen. Welche Karriere der Schriftsteller und Librettist jedoch davor durchlief, kann man in dem vorliegenden, bemerkenswerten Buch von Barbara Denscher und Helmut Peschina nachlesen. Fritz Löhner stammte aus wohlhabenden Verhältnissen, sein Vater, der Hausbesitzer und Privatier, war assimilierter Jude. Im Gegensatz dazu interessierte sich der Sohn schon früh fürs Judentum – ein für die damalige Zeit typisches Phänomen (berühmtes Beispiel dafür ist Kafka). Schon als Schüler veröffentlichte er unter dem Pseudonym „Beda“, ätzte gegen assimilierte Juden und andere Zeitphänomene.
Bald landete Löhner-Beda dort, wo er dank seiner Begabung hingehörte: im Kabarett, das Anfang des Jahrhunderts seine erste Blüte erlebte. So schrieb er unter anderem für die Wiener Kabaretts „Hölle“, „Fledermaus“ und „Simpl“. Nach dem Ersten Weltkrieg – in dem Löhner-Beda wie so viele andere den Hurra-Patriotismus mit Kriegslyrik unterstützte – taten sich für den Satiriker gute Verdienstmöglichkeiten auf, die er dank seines Gespürs für Trends zu nützen wußte. In den Jahren 1920 bis 1922 schrieb er erfolgreich Drehbücher für österreichische Stummfilme, danach wandte er sich verstärkt dem Radio zu, das in Österreich 1924 auf Sendung ging. Der hohen Muse erteilte Löhner-Beda schon früh eine Absage, mitunter liebte er es durchaus zotig: „Arbeitsnehmer, Arbeitgeber – / Beide geh`n mir auf die Leber;/ Und der Menschen-Konstrukteur/ Zwingt uns zum Geschlechtsverkehr“ (S.72). Einen kommerziellen Höhepunkt stellte zweifelsohne „Ausgerechnet Bananen“ dar, ein Schlager, der schon in den USA für Furore gesorgt hatte und dank Löhner-Bedas freier, durchaus schlüpfriger Adaptierung Millionen einspielte. Enormen Erfolg hatte der Schriftsteller auch mit den Texten, die er für große Revuen schrieb, die ab Mitte der Zwanziger Jahre Europa eroberten. „Dr. Fritz Löhner-Beda gehört zu jenen Wiener Persönlichkeiten, die längst schon in den Adelsstand der Popularität erhoben worden sind…“, schrieb die „Wiener Sonn- und Montagszeitung“ 1927 (S.143). Last but not least reüssierte Löhner-Beda auch im Bereich Operette. Dabei legte er die „Ohrenwürmer“ immer so an, daß sie isoliert vom Werk gesungen werden konnten – etwa das berühmte „Dein ist mein ganzes Herz“, das Richard Tauber allein auf der Bühne zu singen pflegte.
Für Trends in der „Pop-Kultur“ hatte Löhner-Beda stets den richtigen Riecher. Politisch hingegen war er tragischerweise von einer Naivität, die ihm schließlich das Leben kostete. „Es wird schon nicht so schlimm werden“, soll er geäußert haben. Und laut Hugo Wiener betrat der Schriftsteller noch kurz vor dem Anschluß das Café Heinrichshof immer mit den Worten „Bringen Sie mir den Völkischen Beobachter! Ich möchte sehen, was der Tapezierer macht!“. Bekannt wie er war, wurde Löhner-Beda gleich nach Hitlers Einmarsch in Österreich mit dem „Prominententransport“ nach Dachau gebracht. Im KZ Buchenwald schrieb er seine letzten „populären“ Zeilen, das „Buchenwaldlied“, das von den Inhaftierten täglich beim Marsch von und zur Arbeit gesungen wurde: „O Buchenwald, ich kann dich nicht vergessen/ weil du mein Schicksal bist. Wer dich verließ, der kann erst ermessen/ wie wundervoll die Freiheit ist.“ (S.191)