Die Aufzählung der Buchtitel zeigt die Spanne an, mit der sich der Insel-Verlag selbst feiert. Kennzeichnend für alle nun vorliegenden Publikationen ist es, daß nicht nur den spannenden Gründerjahren um das Zeitschriftenprojekt Die Insel und dem langjährigen programmatischen Leiter des Insel-Verlags, Anton Kippenberg, großzügig Raum eingeräumt wird, sondern die historische Linie bis zum heutigen Tag verfolgt wird, um damit in gewissem Sinne auf die Tradition des je Aktuellen zu verweisen. So stellt sich bei diesem Vorgehen durchaus Ambivalenz ein. Etwa wenn im Ausstellungskatalog heute immer noch lieferbare Titel mit der gleichen Präsenz vorhanden sind wie Titel aus der Gründerphase. Das Panorama der Titelfaksimile reicht deshalb von heute nicht mehr bezahlbaren Hofmannsthal-Raritäten bis hin zu, um ein Beispiel zu nennen, der Auswahl „Hölderlin. Die schönsten Gedichte“ als Taschenbuch aus dem Insel-Verlag. So wird eine Kontinuität generiert, die die wechselnden Bedürfnisse und Strukturen des Marktes nicht anerkennen will.
Die gleiche Ambivalenz stellt sich beim Lesen der sehr sorgfältig und detailliert gearbeiteten Monographie über den Insel-Verlag ein, deren erster umfangreicher Teil, in narrativer Methode verfahrend, die Geschichte des Verlags bis zur Übernahme durch Siegfried Unseld im Jahr 1965 beschreibt. Der zweite Teil schildert die Verlagsgeschichte in chronologischer Manier bis zum Programm des Jubiläumsjahres als – wenn man so will – annotierte Bibliographie.
Es stellt sich bei der Lektüre und Begutachtung dieser unterschiedlichen Jubiläumsbände die Frage, was von ihnen übrig bleiben wird, wenn die letzten Geburtstagskerzen für den Insel-Verlag ausgeblasen worden sind. Wahrscheinlich nicht viel, zu sehr haftet den Bänden der Geruch der Ehre und des Stolzes an. Gleichwohl eröffnet die Monographie dennoch Einblicke in die Geschichte des Hauses und dessen wechselvolle Geschichte, in der sich die Geschichte dieses Jahrhundert beispielhaft spiegelt. Was zu Beginn des Jahrhunderts als ästhetisches Unternehmen mit der Zeitschrift Die Insel begonnen hatte, wandelte sich, dabei die Mitternacht des Jahrhunderts überdauernd, zu einem auch finanziell veritablen Unternehmen, in dem Geld und Geist zu einer seltenen Einheit gelangten.
Wer aber mehr über das ästhetische Konzept und den Kontext der Zeitschrift Die Insel erfahren will, der greife zu der Wiener Dissertation von Kurt Ifkowitz, wer mehr über das Verhältnis von Autor und Verleger erfahren will, der greife immer noch zu den hervorragend edierten Briefen, die Hugo von Hofmannsthal mit dem Insel-Verlag gewechselt hat.