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Martin Pollack (1944-2025)

Do. 16.1.2025

Der Schriftsteller, Übersetzer, Kulturvermittler und Journalist Martin Pollack ist am Freitag im Alter von 80 Jahren seinem langjährigen Krebsleiden erlegen. Das teilte der Residenz Verlag auf seiner Homepage mit. „Mit ihm verliert Österreich einen seiner bedeutendsten und wachsamsten Autoren, die polnische Nation einen aufrichtigen Freund, seine SchriftstellerkollegInnen und Freunde in der Ukraine und in Belarus einen leidenschaftlichen Kämpfer für ihre Sache“, würdigt der Verlag den vielfach ausgezeichneten Autor.

Martin Pollack, 1944 in Bad Hall/OÖ geboren, lebte in Wien und im Südburgenland. Er studierte Slawistik und osteuropäische Geschichte, war Übersetzer polnischer Literatur, Journalist und Autor. Von 1987 bis 1998 war er als Korrespondent des deutschen Nachrichtenmagazins SPIEGEL in Wien und Warschau tätig. Danach arbeitete er als freier Autor und Übersetzer. Zu seinen bekanntesten Büchern zählen Der Tote im Bunker. Bericht über meinen Vater (2004), Wer hat die Stanislaws erschossen? Reportagen (Zsolnay, 2008), Kaiser von Amerika. Die große Flucht aus Galizien (2010), Kontaminierte Landschaften (Residenz, 2014) und Topografie der Erinnerung (Residenz, 2016).
Martin Pollack wurde u. a. mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzungen (2003), dem Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln (2007), dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (2011), dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik (2018) und dem Würdigungspreis für Publizistik der Stadt Wien (2024) in „Anerkennung für ein literarisch anspruchsvolles Lebenswerk, insbesondere in seiner ethischen Dimension“ ausgezeichnet.

Als „Gesinnungsvermesser“ und „Erinnerungsarbeiter, der die Verwerfungen des 20. Jahrhunderts, die Narben und Wunden, die sich auf der Landkarte von Mittel- und Osteuropa unsichtbar eingezeichnet haben, wie kein anderer vermessen hat“ würdigt ihn der Historiker und Literaturwissenschaftler Gerhard Zeillinger in seinem in der Tageszeitung Der Standard veröffentlichten Nachruf. „Dass sein Tod mit einer möglichen neuen Regierungsbeteiligung der FPÖ und damit dem drohenden Ende der liberalen Demokratie in Österreich zusammenfällt, ist so traurig wie bitter. Gerade jetzt bräuchten wir seine Stimme dringender denn je“, so Zeillinger, der auch Herausgeber von Zeiten der Scham. Reportagen und Essays ist, das Buch, an dem Pollack bis zuletzt arbeitete.

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