つる、つる、つる、(Tsuru, Tsuru, Tsuru) ist die erste gemeinsame Ausstellung der in Iowa/USA geborenen und in Wien aufgewachsenen Schriftstellerin Ann Cotten und der in Hiroshima aufgewachsenen, seit 2017 in Wien lebenden und arbeitenden Künstlerin Kanako Tada.
Aus unterschiedlichen künstlerischen und sprachlichen Zusammenhängen kommend teilen sie ein großes Interesse an Sprache. In ihrer gemeinsamen künstlerischen Forschung befassen sie sich mit der Ästhetik sprachlicher Systeme und wie in solchen Systemen die Beziehungen grammatikalischer Figuren in Erscheinung treten. In drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Japanisch) arbeiten heißt auch einen gewissen Kubismus leben, der immer neue Schlaglichter auf Gesellschaft, Normen und Gefühle wirft, dem die Einsichten hinterherstolpern.
Hellhörig für verschiedene Formen und Stile betreiben Cotten und Tada für sich und gemeinsam wildes, artiges und experimentelles Lesen, in der jeweils vertrauten wie in der unvertrauten Sprache. Während Tada Einflüsse aus Hiphop und dessen Aktionsmodus mit traditionellen Nähstilen kombiniert, Theorie und Literatur wie etwa von Susan Sontag oder Yoko Tawada liest und Bilder von Kumagai Morikazu oder Tatsuno Toeko zur visuellen Genealogie zählen könnte, verstrickt sich Cotten im Projekt ihrer materialistischen Poetik in Theorien der Bedeutung abseits des Mainstreams wie etwa von Oswald Wiener, Susan Blackmore, Henry Gates Jr. und 西田幾多郎 (Nishida Kitarō).
Im Literaturhaus Wien präsentieren Kanako Tada und Ann Cotten Schwerpunkte ihrer jahrelangen Zusammenarbeit – ergänzt um neue Arbeiten und ausgewählte intertextuelle und kunsthistorische Referenzen.
„Der Titel つる、 つる、 つる (Tsuru Tsuru Tsuru) spielt mit Klang, Form und Homophonie und ist der Wortspielerei von Tada entsprossen. Sprache besitzt neben der semiologischen auch eine künstlerische Wirklichkeit, die für ihre ständige Aktualisierung und Weiterentwicklung verantwortlich ist, aber aus der Perspektive der Alltagssprache kaum erfasst werden kann. Beim Anstarren unbekannter Buchstaben oder Zeichen kann Erhabenheit und Unruhe erlebt werden, bis hin zur Frustration. Doch aus der inneren Landschaft, die in der Zeit bis zur Bildung eines Verständnisses entsteht, sprießen mitunter Triebe in die Kunst hinein. Die Sprache ist ein riesiges Lebewesen (Elke Erb), mit dem wir alle zusammenleben. Sie kommt dahergespannt wie eine rankige Pflanze, schrumpft wie ein krampfender Muskel, hebt ab wie ein Kranich, um in eine ferne Gegend zu fliegen. Gene werden transportiert. Aber man kann es auch so sagen: Schlingpflanzen umschlingen den krampfenden Fuß, der Kranich schlägt hiflos mit den Flügeln.“ (Ann Cotten & Kanako Tada)