Lesung: Michael Stavarič, Siljarosa Schletterer, Rhea Krčmářová und Jana Volkmann
Performance: Birgit Selhofer
Moderation: Erwin Uhrmann
Die Reihe Limbus Lyrik feiert ihr erstes Jubiläum, den 50. Lyrikband. Absicht der Reihe ist es, die Vielfalt und Bandbreite der Gegenwartslyrik in und um Österreich abzubilden. Dabei ist nicht nur eine neue, aktive Lyrikszene entstanden, sondern auch eine Reihe von Diskursen um Form und Inhalt, Relevanz und Brisanz von lyrischen Ausdrucksformen. Zum Jubiläum lesen und performen vier Autor:innen aus der Reihe, darunter zwei mit neuen Büchern.
Michael Stavarič setzt sich in seinem Band spüren (2025) ironisch und sensibel zugleich mit Empfindsamkeit, Einsamkeit und Empathie auseinander. Dabei verbindet er individuelle Empfindungen und Schmerzen – von der Lunge bis zu den Gelenken – mit den kollektiven. Denn die Welt scheint wie der menschliche Körper unter Abnützungserscheinungen zu leiden.
Siljarosa Schletterer sucht in ihrem neuen Band Entschämungen (2025) nach einer neuen Sprache für den Körper und rechnet mit den oft erniedrigenden Zuschreibungen ab. „deine vagina ist / keine dose keine / pflaume kein schlitz & kein / spalt […]“ schreibt sie in einem ihrer Gedichte, die sie als Körperkantate angelegt hat. Zum Lyrikband ist ein Film mit der Performerin Bianca Drozdik entstan-den, der im Rahmen der Veranstaltung gezeigt wird.
Rhea Krčmářová schreibt einen Teil ihrer Gedichte „on the go“, direkt ins Handy tippend und stellt diese, gemeinsam mit Bildern und transmedialen Arbeiten, auf Instagram. Im Band Tagebruch / Instant (2024) beschreitet sie die Grenzbezirke zwischen realer und virtueller Welt.
In der Performance Austrian Gothic fördert Rhea Krčmářová gemeinsam mit der Kontrabassistin und Dirigentin Birgit Selhofer den liminalen Horror Österreichs zu Tage. Dabei erzählen Orte und Landschaften von ihren urbanen und ländlichen Legenden und Geheimnissen, von menschengemachten Einschnitten, von Landeshaupt-Mittagsfrauen und Lagerhausfilialen im Neonlicht.
Jana Volkmann schreitet in ihrem Band Investitionsruinen (2021) zur Vermessung von Orten, denen die Verheißung eines locus amoenus genauso innewohnt wie das Zerstörerische. Sie führt von Wien über Bratislava, ans Schwarze Meer und nach Bandipur.
Durch den Abend führt Erwin Uhrmann, der die Reihe Limbus Lyrik mit Verleger Bernd Schuchter 2016 gegründet hat und seither herausgibt.