Clemens Berger ist ein Spezialist im Erzählen spätkapitalistischer gesellschaftlicher Zusammenhänge und dem Sichtbarmachen des und der Einzelnen in diesen Strukturen. Zuletzt hat er in Der Präsident von Ronald Reagans burgenländischem Double und der Zeit, als die globale Erwärmung noch von politischen Entscheiden verhindert hätte werden können, erzählt. Mit Haus des flüssigen Goldes gelingt Berger eine Satire auf Elternschaft im Social-Media-Zeitalter: Babys brauchen Milch – Muttermilch oder Pulvermilch. Hier setzt Clarissa mit ihrer Geschäftsidee, dem „Haus des flüssigen Goldes“ an: Frauen wie Maya, die als alleinerziehende Mutter bislang von Gelegenheitsjobs gelebt hat, pumpen in angenehmer Umgebung ihre überschüssige Milch ab und werden am Verkauf gewinnbeteiligt. Das geht gut, bis der größte Milchpulverfabrikant nicht mehr liefern kann und zugekaufte Muttermilch überlebenswichtig wird. Als Maya sich auf die Seite der verzweifelten Frauen mit ihren hungrigen Babys stellt, wird sie zur Social-Media-Ikone. Sie wird gefeiert und mit Shitstorms überzogen, erhält Millionenangebote und Morddrohungen – und muss ihren Umgang mit diesen Projektionen erst finden.
Lesung und Gespräch: Clemens Berger
Moderation: Florian Baranyi