Lesung: Cordula Daus und Fabian Saul
Moderation: Ferdinand Schmatz und Florian Baranyi
Zwei Debüts, zwei erzählerische Experimente, zwei Mal Liebe: Im Romandebüt der Künstlerin, Performerin und Autorin Cordula Daus beschließt Kay eine neue sexuelle Revolution anzustoßen. Kays Abenteuer auf der Suche nach neuen Beziehungsformen und Lebensmodellen werden in Sehr als zehn experimentelle Minne-Dienste dargestellt. Der Zusammenprall von Elementen aus Genreroman, Comic- und Social-Media-Sprech mit Anklängen an „hohe“ Liebesdichtung akzentuiert Widersprüche nicht nur weiblicher Konzepte von Selbstbestimmung. Mit sprachsatirischer Verve nimmt Sehr die Skripte von Liebe, Sex und Reproduktion auseinander: eine heiter-bittere Revue über die Mechanik von Körperfunktionen und Phantasien sowie das Wuchern seelischer Versehrung in einem Milieu verbindlicher Unverbindlichkeit.
Cordula Daus hebt alle bisherigen Vorstellungen von einem Liebesroman aus dem Sattel und spricht mit Ferdinand Schmatz über ihren Roman.
Bei Fabian Saul sind eine zerbrechende Liebe und 12 Tage der Trauer um einen jung verstorbenen Freund die Parameter der immer nur kurz aufflackernden Rahmenerzählung. Dazwischen steht ein Mosaik von Erinnerungen, Eindrücken und Miniaturen, die alle durch eine melancholische Erzählhaltung geschildert werden. Fabian Saul, der das Magazin Flaneur herausgibt, das sich in jeder Ausgabe einer einzelnen Straße widmet, unternimmt in seinem Romandebüt Die Trauer der Tangente Erkundungen typologischen Erzählens und zeitlicher Ebenen: Neben den Textblöcken stehen in einer Marginalspalte Verweise, die Berlin, Paris, Lissabon, Stockholm und Lagos und die Geister der Vergangenheit mit dem Jetzt verschalten. Über Material und Konzeption, Trauer und Erzählung spricht er mit Florian Baranyi.