»Ich bin nur die Spur, die zwischen den nackten Häusern verläuft, ich bin nur der Schatten, der auf die schreibende Hand fällt und sie verdunkelt«, heißt es in Milo Dors Auf dem falschen Dampfer (1988). Die Bedeutung von Milo Dor (1923–2005) für die österreichische Literatur nach 1945 steht in einem krassen Missverhältnis zu seinem heutigen Bekanntheitsgrad. Der in Budapest geborene Dor, der sich zeitlebens gegen Totalitarismen aller politischen Couleur einsetzte und während des Zweiten Weltkriegs im kommunistischen Widerstand gegen das NS-Regime kämpfte, hinterließ nicht nur jene in ›Produktionsgemeinschaft‹ mit Reinhard Federmann verfassten Spionageromane, die vor dem Hintergrund der österreichischen Besatzungszeit spielen, sondern mit der Raikow-Saga eine autobiografische Trilogie, welche durch die (mittel)europäische Zeitgeschichte führt. Als Herausgeber und Übersetzer bemühte er sich um das Werk von Miroslav Krleža und Ivo Andrić. Dor galt als zentrale Persönlichkeit im Literaturbetrieb – fungierte er doch als Vizepräsident des österreichischen P.E.N.-Clubs und war ab 1975 Präsident der Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren –, war er doch wesentlich am Zustandekommen eines Sozialfonds für Autor:innen beteiligt und stand 1988 an der Spitze des kulturellen Widerstands gegen Bundespräsident Waldheim.
Podiumsgespräch mit : José Aníbal Campos, Marianne Gruber und Ivan Ivanji.
Tonaufnahmen Milo Dors aus verschiedenen Jahrzehnten.
Moderation: Cornelius Hell
Kooperation mit Österreichische Gesellschaft für Literatur