Péter Nádas zeichnet in dem virtuosen, vielstimmigen Roman Schauergeschichten ein facettenreiches Bild von einem ungarischen Dorf der 1960er Jahre, in der Ära des KP-Chefs János Kádár, und entwirft ein vielfältiges Panorama von Obszönität, Triebhaftigkeiten, Neid, das auch mythische Elemente in sich trägt. Missgunst, Häme, Niedertracht, Grausamkeit und Verlogenheit prägt darin den Umgang der Menschen miteinander. Wie Nádas all das zusammenströmen lässt, wie er von Figur zu Figur und von Stimme zu Stimme wandert und alle in einem gewaltigen und gewalttätigen kollektiven Sprechen aufgehen lässt, ist literarisch einzigartig. Die Zeichnung der Protagonist:innen thematisiert das Kranke und Defizitäre, die Trostlosigkeit regiert dieses Dorf, das als Anti-Idyll beschrieben wird. Gegen Schluss entlädt sich die innere Spannung dieser antagonistischen dörflichen Welt in einem irrwitzigen Strudel individueller Katastrophen. Die sprachliche Wucht und Musikalität des Textes, die feine Beobachtungsgabe Nádas’ und sein Gespür für Psychologie werden von Rezensent:innen gelobt. Der Roman war auf der Shortlist für den Internationalen Literaturpreis – Haus der Kulturen der Welt.
Heinrich Eisterer und Lídia Nádori ergründen die Untiefen des Romans und die Schwierigkeiten, die sich daraus für die Übersetzung ergeben.
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