lassen wir die Zeichen ihre Metaphern suchen
und folgen der verwachsenen Logik der Träume
um die Ablagerungen in uns zu finden – Farnspiralen
die unsere Irrtümer zum Blühen bringen
Günther Kaip ist ein vielseitiger Autor von Prosatexten – Erzählungen und Miniaturen wie in den Bänden Im Fluss (2008) und Im Fahrtwind (2009) oder im Journal Ankerplätze (2017) oder im Kurzprosazyklus Momentaufnahmen (1999). Schon diese Buchtitel verweisen auf immer wiederkehrende Themen und Motive: Momenthaftigkeit, Da-Sein, Zeitlichkeit, Bewegung, Landschaft und Natur.
Und tausend Ufer später
Das Rauschen Kräuseln
Wo Wasser Brocken
Von Musik und Stille spült
im Hintergrund das Dröhnen eines Ufers
die gerade Haltung des Horizonts
das Verwittern der beschmutzten Schuhe
und der Apfelduft aus glühenden Bäumen
Neben der Prosa gibt es viel Lyrik, etwa Eine Membran sind wir (2018) oder Vademekum für den Körper. Eine Bestandsaufnahme (2001). Lyrik und Prosa vermählen sich zuweilen, finden in einem Band zusammen oder werden zu lyrischer Prosa. Es gibt auch den (Antiheimat-)Roman (Andersland, 1994), Kinder- und Jugendbücher, und es gibt den bildenden Künstler Günther Kaip. Die Personale Tanz den Körper präsentiert Künstler und Autor in einer Zusammenschau – eine wunderbare Gelegenheit, den Beziehungen zwischen Zeichnungen, Skulpturen und Texten nachzugehen.
träumte nackte Leiber
unter duftenden Kiefernadeln
aprilwärts nach letztem Schnee
wurzeln wie Bäume
zwischen verrosteten Kabeln
tief in der Erde
vor den Mond schiebt sich eine Wolke
die Baumknospen sehen nicht mehr wie Sterne aus
der Wind hat die Produktion weiterer Seelen eingestellt
und liegt erschöpft auf der Stadt
bringen Sie sich einfach ins Spiel
es kann Ihnen nichts geschehen
denn es gibt keinen Ausgang
Verse aus Günther Kaip, Rückwärts schweigt die Nacht, Klever Verlag 2022