wir haben unser land geliebt.
geliebt und dann verlassen;
wir sind weit weit weg gefahren,
weil wir uns nicht zurückkehren lassen
wollten. und dann…
angst vor dem heimweh.
angst, dass wir morgen unsere kindheit
im keller finden können. in der finsternis versteckt
uns fragend: wann gehen wir nach hause?
wir wollen „das ist unser zuhause!” schreien, aber schweigen.
kinder fürchten sich vor der dunkelheit.
damals fürchteten wir uns auch vor ihr,
jetzt vermissen wir sie —
die dunkelheit, in der wir groß geworden sind.
wir bleiben im keller stehen.
ein keller unserer frühesten erinnerungen.
jede:r ist allein. allein mit einem kind.
mit sich selbst. vor 20-30-40 jahren.
tanz mit mir.
habe ich gesagt. hat das kind in mir gesagt.
das radio aus unserem alten wohnzimmer stand in einem der regale.
die station haben wir leicht gefunden — rodina hieß sie.
auf bulgarisch bedeutet das heimat.
und wir tanzten. den tanz nennt man horo —
das wort stammt von menschen (hora).
damals tanzten wir ihn, als es feiern gab:
alle zusammen im halbkreis, die hände haltend.
die schritte konnte ich nicht mehr,
aber ich folgte dem kind und hielt seine hand.
plötzlich wurde die tür zum keller geöffnet.
jemand kam zu uns. seine warme hand ergriff meine.
schritt. noch jemand kam.
schritt. schritt. noch jemand … noch jemand …
es war ein tanz in die vergangenheit, mit vergangenen menschen.
mit menschen aus einem vergangenen leben.
alle haben auf mich gewartet. es gab eine feier im keller.
ich besuche ihn nur manchmal im sommer.
kommt, das essen wird kalt!
hat meine oma gerufen und alle gingen ins speisezimmer.
niemand sah mich an,
nur das kind drehte sich um zu mir
und lächelte mich an,
bevor es die treppe hinaufstieg.
nur für das kind war ich eine fremde.
nur für mich.
eine fremde, deren kindheit in einem keller lebt.
ich schloss die tür von innen. ich wollte wieder das kind sein.
ich wollte wieder tanzen …
mama, wach auf!
eine stimme von der anderen seite der tür.
© Theodora Mileva