Der mit EUR 15.000 dotierte Christine Lavant Preis 2024 geht an die Autorin Ann Cotten. Wie die Internationale Christine Lavant Gesellschaft in einer Aussendung mitteilte, findet die Verleihung am Sonntag, den 6. Oktober 2024 um 11 Uhr im RadioKulturhaus Wien statt.
Preisbegründung
„Das Werk der 1982 in den USA geborenen, in Österreich aufgewachsenen und jetzt in Berlin und Wien lebenden Autorin Ann Cotten ist von Originalität, Selbstreflexion und konstruktivem Theoriebewusstsein geprägt“ so die Begründung des Literarischen Beirats der Internationalen Christine Lavant Gesellschaft, dem Manfred Müller (Vorsitz), Gudrun Hamböck, Erich Klein, Andreas Unterweger, Alma Vallazza und Karin S. Wozonig angehören.
Die Auszeichnung gehe an „eine zweisprachige Lyrikerin, Germanistin und Übersetzerin, die die Formentraditionen spielerisch und virtuos für sich nützt und damit vordergründig Selbstverständliches gründlich hinterfragt. Mit der Dichterin Christine Lavant verbindet Ann Cotten der ganz spezifische, unverwechselbare Ton, der eine eigene Welt schafft, nicht hermetisch, doch an jeder Schnittstelle zwischen Literatur und Welt als Eigenes und über die Sprache Angeeignetes erkennbar. Ann Cotten überschreitet Sprach- und Genregrenzen, auch zur bildenden Kunst und zur Philosophie, zumeist leichtfüßig und begnadet für das Schräge. Ihre Gedichte, Erzählungen und Prosaminiaturen sind Einladungen zum kritischen Hinterfragen und zum offenen Mitdenken, gleichzeitig aktuell und überzeitlich.“
Preis
Der heuer zum 9. Mal im Gedenken an die Kärntner Dichterin Christine Lavant (1915-1973) vergebene Preis für Lyrik und Prosa würdigt Schriftsteller:innen, die in ihrem literarischen Schaffen – wie auch die Namensgeberin – einen hohen ästhetischen Anspruch mit humaner Haltung und gesellschaftskritischem Blick vereinen. Bislang ging der Preis an Kathrin Schmidt (2016), Bodo Hell (2017), Claus Merz (2018), Angela Krauß (2019), Judith Schalansky (2020), Maja Haderlap (2021), Alois Hotschnig (2022) und Yevgeniy Breyger (2023).
Preisträgerin
Ann Cotten, 1982 in Ames/Iowa in den USA geboren, kam als 5-Jährige mit ihrer Familie nach Wien. Sie studierte in Wien Deutsche Philologie und schloss mit einer Arbeit über Konkrete Poesie ab. 2007 begann ihre Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag, die bis heute andauert. Sieben Bände (vor allem Lyrik) sind bisher erschienen: Fremdwörterbuchsonette (2007), Florida-Räume (2010), Der schaudernde Fächer (Erzählungen, 2013), Verbannt! Versepos (2016), Lyophilia (2019) und zuletzt Die Anleitungen der Vorfahren (2023). Ann Cotten schreibt und publiziert auch auf Englisch (Lather in Heaven sowie I, Coleoptile). Diese Zweisprachigkeit macht sie zu einer anerkannten Übersetzerin aus dem Englischen und neuerdings aus dem Japanischen.
Ann Cotten, die der österreichische Kulturjournalist Paul Jandl einmal „die klügste und schwierigste Dichterin in deutscher Sprache“ nannte, beschäftigt sich gerne und immer wieder mit literaturtheoretischen Fragen und sie setzt sich mit der Sprache als System und den Problemen künstlicher Intelligenz auseinander. Sie hielt Poetik-Vorlesungen und unterrichtete in Innsbruck, Köln, Hannover, New York, Leipzig, Nagoya, Beijing und Sarajevo. Seit 2023 gibt Cotten zusammen mit Gerd Sulzenbacher und Sandro Huber die beim Verlag Sonderzahl in Wien erscheinende Zeitschrift Triëdere – Zeitschrift für Theorie, Literatur und Kunst heraus.
Ann Cotten wurde vielfach ausgezeichnet – darunter Reinhard-Priessnitz-Preis (2007), George-Saiko-Reisestipendium (2008), Adelbert-von-Chamisso-Preis (2014), Hugo-Ball-Preis (2017), Ernst-Bloch-Förderpreis for Philosophy (2015), Klopstock-Preis (2015), Internationaler Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt für die Übersetzung von Isabel Waidners Debütroman Geile Deko (2020), Gert-Jonke-Preis (2021). Im Frühjahr 2025 wird im Literaturhaus Wien eine gemeinsame Ausstellung von Ann Cotten mit der japanischen Künstlerin Kanako Tada zu sehen sein.
Weitere Informationen zur Internationalen Christine Lavant Gesellschaft finden Sie auf der Website www.christine-lavant.com
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