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Bodo Hell: Verlag erklärt Autor offiziell als verschollen

Mo. 9.9.2024

Seit 9. August 2024 wird der Autor Bodo Hell am Dachstein, wo er seit 45 Jahren im Sommer als Senner tätig war, vermisst und konnte bislang trotz groß angelegter Suchaktionen nicht gefunden werden. Genau einen Monat später erkärte der in Graz beheimatete Verlag Droschl seinen Autor am Montag in einer Aussendung offiziell als verschollen:  „Wir sind zutiefst erschüttert und trauern um einen Ausnahmekünstler und Droschl-Autor der ersten Stunde.“

„Bodo Hells nie enden wollende Neugier, die Sprach- und Sprechvirtuosität, seine Genauigkeit und sein enzyklopädisches Wissen, sein Witz, aber auch seine Liebenswürdigkeit, seine Zugewandtheit und Freundlichkeit werden uns sehr fehlen“, wird Verlagsleiterin Annette Knoch in der Aussendung zitiert.

Bodo Hell wurde am 15. März 1943 in Salzburg geboren. Er studierte am Salzburger Mozarteum (Orgel), an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien (Film und Fernsehen) sowie an der Universität Wien (Philosophie, Germanistik, Geschichte). Hells vielseitiges avantgardistisches Werk umfasst neben Texten auch Fotografien, Filme, Hörspiele, Musikalben und Theaterstücke. Bodo Hell schrieb seit den 1970er-Jahren mehr als 40 Bücher. Bei Droschl erschienen: Stadtschrift (1993), Der Donner des Stillhaltens/Larven Schemen Phantome (mit Friederike Mayröcker, 1986), 666 (1987), wie geht’s (1989), Tracht : Pflicht (2003), Die wirklichen Möglichkeiten (mit Ernst Jandl, 1992), mittendrin (mit Hil de Gard, 1994), Nothelfer (2008), Bodo Hell Omnibus (2013), Ritus und Rita (2017), Auffahrt (2019). Gemeinsam mit Friederike Mayröcker gestaltete Bodo Hell 2014 eine Ausgabe der vom Autor Dieter Sperl und Literaturhaus Wien herausgegebenen Zeitschrift flugschrift.
Zuletzt publizierte er 2023 den Band Begabte Bäume mit Zeichnungen von Linda Wolfsgruber – ein literarisches Herbarium, das auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises stand.

Ausgezeichnet wurde Bodo Hell u. a. mit dem Rauriser Literaturpreis (1972), dem Erich Fried-Preis (1991), dem Berliner Literaturpreis (1998), dem Preis der Stadt Wien (1999), dem Preis der Literaturhäuser (2003), dem Telekom-Preis Klagenfurt (2006), dem Christine-Lavant-Preis und Heimrad-Bäcker-Preis (beide 2017), dem Großen Kunstpreis des Landes Salzburg (2019) und zuletzt mit dem Österreichischen Kunstpreis für Literatur (2023) sowie dem Literaturpreis des Landes Steiermark (2024).

„Kunst muss einen – wie die Wissenschaft – gescheiter machen, wenn man sich damit beschäftigt, und nicht nur Bestätigungen liefern für das, was man schon zu wissen glaubt“, sagte Bodo Hell.

Nachruf auf Bodo Hell im ORF kulturMontag

Der Schriftsteller Bodo Hell ging ins Gebirge und ist daraus nicht mehr zurückgekehrt / Artikel von Paul Jandl in der Neuen Zürcher Zeitung

Autor Bodo Hell ist seit einem Monat auf dem Dachstein verschollen / Artikel von Ronald Pohl in Der Standard

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